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Ärger, Hilflosigkeit, Scham:

Eine qualitative Studie zu den psychischen Auswirkungen kritischer (Lokal-)Berichterstattung auf Kommunalpolitiker

Was geht in skandalisierten Politikern vor? Unter Verwendung von Daschmanns Modell der reziproken Effekte beschäftigt sich die Arbeit mit den Auswirkungen kritischer Berichterstattung auf die Psyche und das Verhalten eines skandalisierten Kommunalpolitikers. Dazu wurden in einer durch einen Skandal deutschlandweit bekannten Kommune qualitative Interviews mit Journalisten, Pressesprechern und einem betroffenen Politiker geführt.
Die Fallstudie zeigt, dass infolge der Skandalberichterstattung eine umgekehrte Medialisierung auftrat: Die Bedeutung der Medienlogik kam darin zum Ausdruck, dass sich der skandalisierte Politiker ihr gezielt widersetzte. Politik und Journalismus kamen einander also nicht näher, sondern entfremdeten sich sogar. So wurde den Medien ein exklusiver Zugang zu dem einst medienaffinen Politiker erschwert und die Politikvermittlung an Bürger gehemmt – mit der Folge, dass sich die Leistungen des Politikers in seinen Augen verschlechterten.
Desweiteren zeigt die Arbeit, dass Daschmanns Modell als präzises Prognoseinstrument für die mit Skandalen verbundenen psychischen Abläufe auftritt. Für den skandalisierten Politiker konnten Veränderungen der Selbst- und Fremdwahrnehmung, Kognition, Emotion und der empfundenen mentalen Kontrolle vorhergesagt sowie erklärt werden. Die Rekonstruktion dieser psychischen Vorgänge erscheint notwendig, um das Krisenmanagement skandalisierter Politiker und damit reziproke Effekte auf politisches Handeln besser zu erklären.