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15 Prozent auf alles… außer Tiernahrung!

Nutzung und Bewertung von Journalistenrabatten aus Nachfrager- und Anbieterperspektive

Der Presseausweis ist nicht nur ein Berufsinstrument, er taugt auch als Rabattmarke: Unternehmen aus allen Branchen bieten Journalisten vergünstigte Produkte an. Nach eigenen Angaben hat eine der großen Rabatt-Datenbanken im Internet über 20.000 Newsletter-Abonnenten – Nachfrager also, die regelmäßig über die neuesten Presserabatte informiert werden wollen. In der Datenbank der Website „www.pressekonditionen.de“ sind nach Angaben des Betreibers 1.314 Rabatte (Stand: August 2008) verzeichnet – von A wie „Autos“ bis Z wie „Zeitschriften“. Dass die Rabatte zu Diskussionen führen, überrascht nicht, denn Vergünstigungen für Journalisten haben etwas Anrüchiges – man könnte den Versuch einer Einflussnahme auf den der Öffentlichkeit verpflichteten Journalisten vermuten. Erstmals beschäftigte sich eine wissenschaftliche Studie mit dem Thema.
Die deutschlandweite Befragung von Tageszeitungsjournalisten (331 der 1.300 Journalisten antworteten) zeigt, dass 74 Prozent der Journalisten schon einmal einen Rabatt genutzt hat. Jeder Dritte (34 Prozent) hat z.B. schon einmal ein Auto zu Journalistenkonditionen gekauft. Die Frage, ob die Annahme solcher Rabatte problematisch sei, spaltet die Journalisten in zwei annähernd gleich große Lager: Die Gegner der Rabatte sehen die Unabhängigkeit der Presse bedroht, die Verteidiger halten dagegen, dass sich keiner so leicht korrumpieren ließe. Mittels qualitativer Leitfadeninterviews wurden auch die Motive und Erfahrungen der Unternehmen untersucht.