Im Mittelpunkt der Arbeit stehen Medienikonen, speziell Ikonen des Fotojournalismus, eine relativ neue Bildform, die erst im Zusammenspiel mit den Massenmedien entstand. Sie sind Ausdruck der modernen visuellen Gesellschaft: Bilder sind durch Film, Fernsehen, Fotografie und Internet längst Teil der alltäglichen Kommunikation geworden. Insbesondere Medienikonen verkörpern diese Wende zum Bild. Die Arbeit untersucht ikonische Bilder, ihre Entstehung und Kommunikationsweisen nach der These, dass sie zwar zum einen innovativ sind, gleichermaßen jedoch auf traditionelle Bildmuster zurückgreifen.
Nick Uts „Napalm Girl“ lässt sich beispielsweise auf Darstellungsweisen beziehen, die aus christlichen Beweinungsszenen stammen. Es gibt auch Parallelen zu Francisco de Goyas „Desastres de la Guerra“ und Edvard Munchs „Schrei“. Da diese Bilder bekannt sind, setzt der Wiedererkennungseffekt ein: Die Bildsprache der Medienikone wird auf Anhieb verstanden. Im theoretischen Teil der Arbeit werden zunächst die Kommunikationsweisen von Bildern und der Prozess der Ikonisierung beschrieben. Damit konnte im praktischen Teil der Weg vom Bild zur Medienikone illustriert werden. Erfolgreich wurden traditionelle Bildmuster aufgedeckt, die den modernen Medienikonen zugrunde liegen.
Als vergleichsweise junges Phänomen existieren kaum theoretische Bearbeitungen über Entstehung und Methodik der Medienikonen – und das, obwohl sie das gegenwärtige visuelle Zeitalter maßgeblich geprägt haben.
Pathos und Passion
Ikonen des Fotojournalismus in bildwissenschaftlicher Tradition