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Zwischen „Made in Germany“ und „Dieselgate“

Das Framing von Unternehmenskrisen am Fallbeispiel der Volkswagen Dieselaffäre in der deutschen und US-amerikanischen Presse

Die Bedeutung der Wirtschaft für den Wohlstand einer Gesellschaft ist groß. Aufgrund der steigenden Komplexität wirtschaftlicher Ereignisse werden deren journalistische Interpretationen immer bedeutsamer. Dies gilt vor allem in Krisensituationen, in denen die Verflechtung mit anderen gesellschaftlichen Teilbereichen an Relevanz gewinnt. Die vorliegende Studie untersucht die Wirtschaftsberichterstattung deutscher und US-amerikanischer Tageszeitungen über die Volkswagen Dieselaffäre im Jahr 2015. Aufbauend auf dem Framing-Ansatz werden attributionstheoretische Konzepte und Befunde sowie der nationale Kontext der Journalisten in die Analyse integriert. Für Letzteren wird die Theorie „Journalisten als Mitglieder konfligierender Gemeinschaften“ herangezogen. Unter Anwendung des manuell-dimensionsreduzierenden Verfahrens konnten in der deutschen Berichterstattung vier Medienframes und in der US-amerikanischen Berichterstattung drei Medienframes identifiziert werden. Während sich die Berichterstattung der Länder im Hinblick auf die thematischen Schwerpunkte der Frames verhältnismäßig homogen darstellt, zeigen sich bedeutsame Unterschiede innerhalb der Frame-Strukturen, insbesondere im Hinblick auf die Bewertung von Volkswagen. Die Befunde liefern Indizien dafür, dass das Framing der Unternehmenskrise durch den nationalen Bezugsrahmen der Journalisten beeinflusst wird.