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Feminine Schwule und maskuline Lesben?

Homosexuellenstereotype im aktuellen europäischen Film am Beispiel „Freier Fall“ und „Blau ist eine warme Farbe“

Die Kritik an stereotypen Darstellungen homosexueller Beziehungen ist anhaltend und mit Blick auf die meisten TV- und Filmproduktionen mehr als berechtigt. Schwule und Lesben bleiben entweder unsichtbar oder werden extrem klischeehaft dargestellt. So stellt sich bei jeder neuen Produktion die Frage, inwieweit hier mit Stereotypen gebrochen und der Vielfalt homosexueller Lebensweisen Rechnung getragen wird.
Die Frage nach den Ambivalenzen der Sichtbarkeit ist auch Ausgangspunkt einer vergleichenden Filmanalyse der 2013 veröffentlichten Kinofilme „Freier Fall“ und „Blau ist eine warme Farbe“. Das französische Filmdrama „Blau ist eine warme Farbe“ von Abdellatif Kechiche behandelt die Liebesbeziehung zweier junger Frauen; das deutsche Filmdrama „Freier Fall“ von Stephan Lacant die zweier Polizisten. Zusätzlich zur Film- und Figurenanalyse sowie der Auseinandersetzung mit Konstruktionen und Dekonstruktionen stereotyper Geschlechterarrangements sind die Reaktionen auf diese Filme in Form von Rezensionen in Tageszeitungen und Nachrichtenmagazine ausgewertet worden.
Festgestellt werden konnte, dass beide Filme, die von der Kritik und den ZuschauerInnen überwiegend positiv besprochen worden sind, bisher eher unbekannte bzw. wenig beachtete Facetten gleichgeschlechtlicher Liebe zeigen und mit traditionellen Geschlechter- und Sexualitätsstereotypen brechen.