Das Interesse am Alltagsphänomen „Lüge“ breitete sich von der Philosophie, über die Theologie bis hin zu den Sozialwissenschaften aus. Diese Arbeit befasst sich mit der Frage, ob es eindeutige Täuschungsindikatoren gibt, die einen Lügner entlarven. Dabei widmet sie sich speziell der verbalen und visuellen Kommunikation und betrachtet sowohl den Einfluss des Lügners auf den Belogenen als auch umgekehrt. Als theoretischer Rahmen werden das Elaboration Likelihood Model und das Four-Factor-Model of Behavioral Cues to Deception herangezogen. Eine Aufbereitung des Forschungsstandes findet anhand eines Vergleichs von experimentellen und nicht-experimentellen Settings statt.
Es zeigt sich, dass es nur wenige Zeichen für Betrug gibt. Insgesamt wirken Lügner angespannt und weniger entgegenkommend. Außerdem sind ihre Aussagen weniger detailliert. Zu den entdeckten visuellen Zeichen für Täuschung zählen der Rückgang von Fuß-, Bein-, Hand- und Kopfbewegungen. Die Ergebnisse unterscheiden sich von den subjektiv mit Lügen in Verbindung gebrachten Verhaltensweisen. Da das Verhalten eines Lügners als auch eines Nicht-Lügners von situationellen und persönlichen Eigenschaften abhängt, zeigen sich stattdessen gewisse Gemeinsamkeiten.
Die Arbeit mündet in einer methodischen Kritik und empfiehlt neue Herangehensweisen für die zukünftige Forschung. Denkbar wären zum Beispiel Untersuchungen, die sich mit dem Einfluss von stereotypen Ansichten über Lügner auf den Lügner selbst beschäftigen.