Die standardisierte Befragung ist die am häufigsten angewandte und bedeutsamste Methode der Kommunikationswissenschaft. Die Methodenforschung hat jedoch zahlreiche kognitive und soziale Effekte ausmachen können, die sich verzerrend auf das Antwortverhalten auswirken und so die Validität der Daten beeinträchtigen. In dieser Arbeit wird daher der Zusammenhang zwischen angegebenem und tatsächlichem Verhalten im Bereich der Mediennutzung, sowie dessen Abhängigkeit von item- und personenbezogenen Merkmalen untersucht. Hierzu wurde eine Sekundäranalyse der Daten des AGF/GfK-Fernsehpanels (n = 7.515) durchgeführt, bei der telemetrisch beobachtete Nutzungsdauer und via Befragung erhobene Sehpräferenzen der Panelmitglieder von 41 Fernsehformaten auf Personenebene miteinander verglichen wurden.
Die Ergebnisse zeigen, dass generell davon ausgegangen werden kann, dass Sendungsformate umso häufiger und länger gesehen werden, je höher die jeweils zugehörige Sehpräferenz eingestuft wird. Allerdings finden sich starke Unterschiede zwischen den Panelmitgliedern. Auf Formatebene wird die Präzision der Verhaltenseinschätzung vor allem durch die Abstraktheit der Formatsbezeichnung beeinflusst. Außerdem finden sich Hinweise auf die Verknüpfung spezifischer Formate mit einer höheren oder niedrigeren sozialen Erwünschtheit. Auf Personenebene erwiesen sich die TV-Gesamtnutzungsdauer sowie das Alter der Befragten als stärkste Prädiktoren für eine präzise Einschätzung des eigenen Fernsehverhaltens.
Zur Qualität standardisierter Befragungen
Abgefragte versus tatsächliche Fernsehnutzung im AGF/GfK-Fernsehpanel