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Medien-Frames in der Wissenschaftskommunikation

Eine Frame-Analyse der Berichterstattung über das Forschungsprojekt 'Lebenswelten junger Muslime in Deutschland' im Internet

Die Frage nach der Präsentation der Muslime in westlichen Medien ist sowohl ein Politikum als auch eine wissenschaftliche Domäne. Studien verschiedener Wissenschaftsdisziplinen postulieren ein primär negatives Image der Muslime. Während die mediale Repräsentation von Muslimen in der Wissenschaft ein viel bearbeitetes Thema ist, wurde die Medienberichterstattung über eben jene Forschungsarbeiten bisher kaum systematisch betrachtet. Die vorliegende Arbeit untersucht daher sowohl die Darstellung der Muslime als auch die Berichterstattung über das Forschungsprojekt „Lebenswelten junger Muslime in Deutschland“. Einen Tag vor der offiziellen Publikation des Forschungsberichtes erschien ein Artikel mit ausgewählten Ergebnissen des Projekts auf BILD-Online. Dies führte zu einer umfangreichen Berichterstattungswelle im Internet, deren Gegenstand sowohl die Studie als auch Muslime waren. Die Inhaltsanalyse zeigt, dass die anderen News-Seiten auf der Grundlage des exklusiven BILD-Artikels provisorische Artikel veröffentlichten. Mittels einer Clusteranalyse wurden Medien-Frames herausgestellt, die zeigen, dass die Berichterstattung kurzfristig i) eine negative Präsentation von Muslimen und deren Integration hervorhob und ii) eine homogene Diskussion des Forschungsprojekts und seiner Glaubhaftigkeit initiierte. Mittelfristig wurde aber auch iii) eine kritische Debatte über den populistischen Umgang mit der Studie veranlasst und iv) eine differenziertere Diskussion über Integration geführt.