Evaluationen medialer Gesundheitskampagnen belegen, dass diese zwar Erfolg haben, jedoch nur in geringem Ausmaß. Sie erzeugen Aufmerksamkeit, zeigen sich aber kaum wirksam auf weitere Verarbeitungsprozesse, da sie individuelle Unterschiede zu wenig berücksichtigen. Um Botschaften in der Gesundheitskommunikation effektiver zu gestalten, zieht die Arbeit zunächst die Fallbeispieltheorie heran: Unter Fallbeispielen (FB) versteht man eine Kommunikationsstrategie, die einen abstrakten Sachverhalt aus Sicht eines Schicksals beschreibt. Wiederholt zeigte sich, dass FB die Problemwahrnehmung, Kausalattributionen, Einstellungen und Verhaltensabsichten stabil beeinflussen (z.B. Brosius, 1995, Zillmann & Brosius 2000, Daschmann 2001, Keller, 2008). Zusätzlich ist ein Konzept notwendig, das erläutert, über welche Bedürfnisse Menschen in verschiedenen Phasen der Verhaltensänderung verfügen. Das Stages of Change-Modell (Prochaska, DiClemente & Norcross 1992) ist ein Konstrukt zur Beschreibung und Vorhersage von Einstellungs- und Verhaltensänderungen. Es erklärt in zeitlicher Dimension die Phasen der Änderung von Gesundheitsverhalten, die schrittweise durchlaufen werden müssen. Abschließend werden die Konzepte miteinander verknüpft, um auf theoretischer Basis zu klären, in welcher Phase sich FB als Strategie während Änderungsprozessen eignen. Die Verortung ergab, dass FB die Problemwahrnehmung, die Überzeugung zur Verhaltensänderung und die Übergänge zwischen den Phasen fördern könnten.