Der Obama-Wahlkampf wirft für die deutsche Kommunikationswissenschaft die Frage auf, welche Wirkung der bei der amerikanischen Wählermobilisierung offenbar so erfolgreiche Kommunikationskanal WWW auf das hiesige Elektorat besitzt. Ausgehend von einer Definition nach Emmer (2005) stellt die Arbeit genauer die Frage, welche Wirkung die individuelle politische Online-Kommunikation auf das Wählerverhalten bei der Europawahl 2009 besaß. Dazu wird ein exploratives, quantitativ-messbares Erklärungsmodell vorgeschlagen, das auf Basis der einschlägigen soziologischen und sozialpsychologischen Wahlerklärungsdimensionen auch die Wirkung netzvermittelter wie herkömmlicher Kommunikationsaktivitäten (massenmedial wie interpersonal) berücksichtigt. Die potenziellen Wirkungen verortet der Autor als indirekte Wirkung des Wählerverhaltens über die politischen Einstellungen sowie teilweise direkt auf das Wählerverhalten und zieht zur Begründung die Medienwirkungstheorien der Agenda-Setting-Wirkungskette, der selektiven Zuwendung, sowie theoretische wie empirische Befunde zu Homophilie und Heterogenität in der interpersonalen Kommunikation heran. Auf der Datenbasis einer repräsentativen Befragung (n=384) fand der Autor statistische Anzeichen dafür, dass der Besuch von Parteiwebsites und die Aktivität in politischen Online-Diskussionsforen, bzw. die interpersonale politische Kommunikation im Netz insgesamt, die Wahl der Grünen, bzw. eine Wechselwahlentscheidung positiv begünstigt haben könnten.
Vernetztes Wählen?
Eine explorative Untersuchung zum Einfluss der individuellen politischen Internetnutzung auf die Wahlentscheidung bei der Europawahl 2009 in Deutschland