transfer 13(3) » Rezeptions- und Wirkungsforschung

Wenn zwei dasselbe sehen, sehen sie dann das gleiche?

Eine qualitative Studie über geschlechtergebundene Rezeptionsweisen am Beispiel der Serie "Grey's Anatomy".

Es wird untersucht, ob und wenn ja inwiefern, bei der Rezeption der Serie „Grey’s Anatomy“ geschlechtergebundene Differenzen in der Wahrnehmung und Interpretation der Serie festzustellen sind. Hier interessiert vor allem wie die Serienfiguren wahrgenommen und bewertet werden und worauf die InterviewpartnerInnen bei der Serienrezeption ihre größte Aufmerksamkeit richten. Ausgangspunkt der Studie ist die Annahme, dass bei Männern und Frauen aufgrund ihres unterschiedlichen Lebenszusammenhanges, je unterschiedliche Themen und Entwicklungsaufgaben im Vordergrund stehen, welche deren Medienrezeptionsverhalten beeinflussen. Als theoretischer Hintergrund dienen die strukturanalytische Rezeptionsforschung nach Charlton und Neumann-Braun, sowie das Modell der Entwicklungsaufgaben nach Havighurst. Zur Beantwortung der Forschungsfragen wurden problemzentrierte qualitative Einzelinterviews mit je sechs Frauen und Männern im Alter von 18 bis 29 Jahren durchgeführt. Die Ergebnisse der Studie zeigen, dass bei der Rezeption von „Grey’s Anatomy“ die Gemeinsamkeiten zwischen den InterviewpartnerInnen überwiegen. Unterschiede in der Wahrnehmung und Bewertung der Serienfiguren sowie hinsichtlich der Aufmerksamkeit bei der Handlung der Folge, ließen sich vor allem innerhalb der Rezipienten- und Rezipientinnengruppe feststellen. Weder das Geschlecht allein, noch die entwicklungsspezifischen Aufgaben können die Wahrnehmung und Interpretation der einzelnen Befragten für sich umfassend erklären.