Die Arbeit vergleicht die EU-Berichterstattung des deutschen Magazins Spiegel und des französischen Nouvel Observateur in vier Zeiträumen 1994 bis 2007. Methodisch ist sie der international vergleichenden Journalismusforschung zuzuordnen. Inhaltlich bezieht sie sich auf das Forschungsfeld zur europäischen Öffentlichkeit. Ziel ist es, zu erschließen, ob die EU-Berichterstattung einem Wandel unterliegt. Die Fallstudie zweier Medien lässt Aussagen über deren veröffentlichte Meinung zu, liefert für die viel komplexere Debatte zur europäischen Öffentlichkeit also nur Indizien.
Die Ergebnisse knüpfen an Sieverts Studie „Europäischer Journalismus“ (1998) an. Allerdings kann hier gezeigt werden, inwiefern Unterschiede und Gemeinsamkeiten der Magazine einem zeitlichen Wandel unterliegen. Dabei konnte beim Spiegel im Zeitvergleich formal wie inhaltlich eine beachtliche Kontinuität ermittelt werden. Wandlungstendenzen zeigen sich nur vereinzelt, während die Beobachtung von EU-Politik in Le Nouvel Obs große Schwankungen aufweist. Beide Magazine berichten eher selten zeitgleich über die gleichen europapolitischen Themen, ebenso selten unter gleichen Relevanzgesichtspunkten (Frames). Le Nouvel Obs bleibt eher einer nationalen Betrachtung verhaftet, während der Spiegel EU-Themen auch ohne Deutschland-Bezug aufgreift. Europäische Öffentlichkeit im transnationalen Sinn erscheint hier als temporäres Phänomen, das am ehesten zu besonderen Anlässen wie der Euro-Einführung auftritt.
Die Europäische Union in Nachrichtenmagazinen – Ein Thema im Wandel?
Eine vergleichende Längsschnittstudie zur EU-Berichterstattung in Der Spiegel und Le Nouvel Observateur