Unterhaltung vor Information, Drama und Sensation vor nüchterner Berichterstattung – dieses Label wird den Medien immer häufiger angeheftet, mangelnde Information und somit Qualitätsverlust werden befürchtet. Die Arbeit greift diese, auch in der Kommunikationswissenschaft ausführlich geführte Diskussion, auf und untersucht, ob eine Boulevardisierung in deutschsprachigen (österreichischen und deutschen) Tageszeitungen stattfindet und wenn ja, wie sie sich äußert.
Zur Beantwortung dieser Frage wurde eine Fallstudie in Form einer quantitativen Inhaltsanalyse von vier Qualitätszeitungen (Der Standard, die Süddeutsche Zeitung, das Garmisch-Partenkirchener Tageblatt und die Tiroler Tageszeitung) und der Bild-Zeitung als Beispiel einer Boulevardzeitung durchgeführt. Thema der analysierten Artikel war die Berichterstattung über den 2006 in den Alpen wildernden Braunbären „Bruno“ – ein Softnews-Thema par excellence. Analysiert wurden 228 Artikel über einen Zeitraum von drei Monaten (1.5.-31.7.2006).
Zentrales Ergebnis der Studie ist, dass eindeutig Boulevardisierungstendenzen zu erkennen sind. Die untersuchten Qualitätsmedien neigen zum „Infotainment“ – zu einer neuen Mischform aus nüchterner Berichterstattung und Unterhaltungsanteilen. Dies gilt sowohl für thematische Aspekte (Emotionalisierung, Sensationalisierung, Personalisierung), als auch für die Sprache (Simplifizierung, Umgangssprache, Wertungen). Im Layout sind keine Boulevardisierungstendenzen zu erkennen.
Boulevardisierungstendenzen in den Printmedien
Eine Inhaltsanalyse der Berichterstattung über "Braunbär Bruno" in ausgewählten deutschsprachigen Zeitungen