Welche Theorien in der deutschsprachigen Kommunikationswissenschaft genutzt werden und auf welche Weise dies geschieht, ist bisher nur unzureichend erforscht. Der Begriff „Theorie“ ist im Fach weder hinsichtlich seine Bedeutung noch der Abgrenzung zu ähnlichen Begriffen eindeutig bestimmt. Die Wissenschaftssoziologie kann keine sicheren Vorhersagen zur Theoriewahl treffen. Daher wird in der Arbeit eine Inhaltsanalyse der drei wichtigsten periodisch erscheinenden Fachpublikationen (Stichprobe von N=325 Beiträgen aus Publizistik, MuK und den DGPuK-Tagungsbänden) vorgenommen. Im Vierteljahrhundert von 1983 bis 2007 nutzte im Durchschnitt jeder zweite Beitrag mindestens eine Theorie. Der theoretische Kern des Fachs bestand in dieser Zeit aus sechs US-amerikanischen Theorien, die sowohl am häufigsten als auch am intensivsten genutzt wurden und von denen keine jünger als 35 Jahre ist: Stimulus-Response-Modell, Agenda-Setting-Ansatz, Konstruktivismus, Systemtheorie, Uses-and-Gratifications-Ansatz, Nachrichtenwerttheorie. Die Systemtheorie war die mit Abstand am häufigsten genutzte Theorie, wurde aber meist nur genannt oder kurz paraphrasiert. Sie kam vor allem in Beiträgen mit qualitativer Forschung sowie zur Kommunikator-, Aussagen- und Medienforschung vor. Eine Auswertung der bearbeiteten Forschungsteilgebiete zeigte zudem, dass im Fach ein Trend nachweisbar ist: Seit 2002 befassen sich mehr Beiträge mit der Rezipienten- und Medienwirkungsforschung als zuvor.
Welche Theorien werden praktisch genutzt?
Eine Analyse der Zeitschriften-Publikationen der letzten 25 Jahre in der deutschsprachigen Kommunikationswissenschaft