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Journalistenausbildung in Russland – Schmiede des demokratischen Journalismus?

Eine Fallstudie am Beispiel von Rostov-na-Donu und Stavropol’

In der neueren Transformationsforschung wurde bereits mehrmals die Situation der russischen Medien analysiert. Dabei werden russischen Journalisten oftmals fehlendes demokratisches Berufsverständnis und defizitäre handwerkliche Fähigkeiten bescheinigt. Am Beispiel zweier russischer Universitäten untersucht die Arbeit, wie sich die Journalistenausbildung seit dem Zerfall der Sowjetunion entwickelt hat und inwiefern demokratische Grundsätze in die heutige Ausbildung integriert werden. Als Erhebungsinstrumente dienen eine Inhaltsanalyse von Dokumenten und Lehrplänen, leitfadengestützte Interviews mit Dozenten und eine standardisierte Befragung von Studenten.
Seit dem Zerfall der UdSSR wurde die Journalistenausbildung in Russland mehrmals inhaltlich und konzeptionell reformiert. Einige dieser Veränderungen weisen deutliche demokratische Denkansätze auf. Doch die sowjetische Vergangenheit wirkt immer noch stark in die Gegenwart hinein und beeinflusst nachhaltig den Ausbildungsprozess. Dies lassen die veralteten universitären Strukturen und Lehrmethoden genauso erkennen wie die eindeutig sozialistisch geprägten Einstellungen einiger Ausbilder zur Rolle des Journalismus in der Gesellschaft. Das größte Problem scheinen allerdings die Rahmenbedingungen der Ausbildung darzustellen. Schlechte Bezahlung der Dozenten, defizitäre Ausstattung der Lehrräume und allgemeiner Werteverfall in russischen Medien bieten eine denkbar schwere Ausgangsbasis für eine qualitative Journalistenausbildung.