Das Bild von Russland in deutschen Medien ist besonders seit dem Zusammenbruch der Sowjetunion immer wieder Gegenstand von Studien. Das Ziel der Arbeit dagegen war eine Analyse des Russlandbildes der „Sankt Petersburgischen Zeitung“, einer deutschen Zeitung im russischen Sankt Petersburg. Zugrunde lag die Annahme, dass die Zeitung als lokales Medium eine differenzierte Berichterstattung liefert und stereotype Sichtweisen in Bezug auf Russland vermeidet. Ausgehend von der Einordnung der Zeitung in die Gattung der sog. Enklavenpublizistik wurde des Weiteren die Entwicklung der „Sankt Petersburgischen Zeitung“ seit ihrer Gründung Anfang der 1990-er Jahre nachvollzogen und aufgezeigt, in welche Richtung sich das Profil des Blattes gewandelt hat.
Mittels einer Inhaltsanalyse von 14 Ausgaben der Monatszeitung sowie anhand von Leitfadeninterviews mit den Chefredakteuren konnte festgestellt werden, dass sich das Russlandbild der „Sankt Petersburgischen Zeitung“ deutlich ausgewogener darstellt als das eher negativ geprägte Russlandbild der deutschen Medien und dass das Blatt in seiner Berichterstattung einen hohen Anteil an Hintergrundwissen über das Land liefert. Außerdem lässt sich erkennen, dass die Zeitung den Weg von einem Minderheitenmedium für Russlanddeutsche zu einem serviceorientierten Touristenblatt beschritten hat, das sich hauptsächlich auf Lokalberichterstattung mit einer besonderen Betonung der Beziehungen zwischen der Stadt und Deutschland konzentriert.
Das Russlandbild der „Sankt Petersburgischen Zeitung“ zwischen 1992 und 2005
Eine empirische Untersuchung mittels Inhaltsanalyse und Leitfadeninterviews