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Qualität von Spätnachrichten

Ein inhaltsanalytischer Vergleich von Spätnachrichten-Sendungen im deutschen Fernsehen

Im Jahr 1994 hat der Privatsender RTL ein Nachrichten-Format gestartet, das es in der deutschen Fernsehlandschaft bis dahin nicht gab: eine ausführliche Nachrichtensendung um Mitternacht. Der überraschende Erfolg des RTL Nachtjournals veranlasste bald auch ARD und ZDF, ebenfalls Spätnachrichten einzuführen. Sat.1 zog 2001 nach.
Die Arbeit untersucht die Qualität der Spätnachrichten-Sendungen und vergleicht sie mit den Hauptnachrichten, um Qualitätsunterschiede zwischen den Sendungen herauszufinden. Der Theorieteil fasst zunächst die Nachrichtenkonzepte der Sender zusammen und gibt einen kurzen Überblick über die kommunikationswissenschaftliche Qualitätsdiskussion. Aus dem von Schatz & Schulz (1992) entwickelten Konzept zur normativen Bewertung der Qualität von Fernsehprogrammen werden Kriterien zur Bewertung der Qualität von Nachrichtensendungen abgeleitet.
Der empirische Teil der Arbeit besteht aus der Inhaltsanalyse der Haupt- und Spätnachrichten-Sendungen von ARD, ZDF, Sat.1 und RTL in einer künstlichen Woche.
Zentrales Ergebnis ist, dass das RTL Nachtjournal mit der Qualität der öffentlich-rechtlichen Spätnachrichten durchaus mithalten kann, die Spätsendung von Sat.1 aber als weitgehende Wiederholung der Hauptnachrichten deutlich abfällt. Der Vergleich von Spät- und Hauptnachrichten stellt zudem deutliche Qualitätsunterschiede fest: Während ARD und ZDF in den Hauptnachrichten die höchste Qualität aller untersuchten Sendungen vorweisen können, sind bei den Privatsendern die Spätsendungen qualitativ hochwertiger als die Hauptnachrichten.