Der Thriller ist von allen Filmgenres das wohl vielgestaltigste – nahezu jedes Thema eignet sich zum Thriller. Im Gegensatz zu Genres, die vor allem durch unverwechselbare inhaltliche Kriterien gekennzeichnet sind, definiert sich der Thriller hauptsächlich über funktionale und formale Eigenschaften. Er ist wirkungsorientiert, sucht den Zuschauer in das Filmgeschehen einzubeziehen und bei ihm eine physische Reaktion – den Thrill – auszulösen.
Anliegen dieser Arbeit ist es, aufzuzeigen, dass die Filme Alfred Hitchcocks insofern eine bemerkenswerte Stellung im Thriller-Universum einnehmen, als dass sie diese wirkungsorientierte Komponente in außerordentlicher Konsequenz zum zentralen Prinzip des Films erheben. So lässt sich nahezu jeder filmische Aspekt bei Hitchcock auf spezifische manipulative Intentionen hin interpretieren, ob das dramaturgische/narrative Strategien betrifft oder technische/stilistische Merkmale.
Die Arbeit untersucht, wie der Regisseur sein Publikum einerseits unterstützt und führt, es fesselt und erregt, und ebenso, wie er es andererseits überrascht, täuscht und schockiert. Es wird herausgestellt, dass seine Werke sich als komplexe Systeme fein aufeinander abgestimmter dramaturgischer und formaler Komponenten betrachten lassen, deren Wirken stets auf Konzepte wie Identifikation, Erregung, Suggestion, Täuschung, Persuasion, Überraschung oder Irritation ausgerichtet ist – kurz, auf die Manipulation des Publikums.