Am 11. September 2001 rasen drei Passagierflugzeuge in das New Yorker Trade Center und das US-Verteidigungsministerium. Eine vierte Maschine stürzt über freiem Feld in Pennsylvania ab. Fassungslos beginnt die Welt, einen Terroranschlag zu erahnen. In einer Ungewißheitssituation wie dieser sucht der Mensch – laut Stereotypen-Theorie – Zuflucht zu ‚geprägten Formeln‘, die eine Einordnung des Geschehenen ermöglichen.
Die Arbeit untersucht, welche Stereotypen von den USA (Präsident Bush, US-Regierung, US-Bevölkerung, Opfer), den Terroristen (Osama bin Laden, Täter des 11. September, Terrorismus allgemein) und dem Islam in den Qualitätszeitungen Süddeutsche Zeitung und Frankfurter Allgemeine Zeitung unmittelbar nach den Anschlägen kreiert wurden, wie sich diese Bilder bis zur Wochenendausgabe entwickelten und v.a. welche Aussageträger dafür verantwortlich zeichneten.
Eine Inhaltsanalyse von 522 Artikeln kann aufzeigen, dass es vor allem die Journalisten waren, die durch Charakterisierungen neue Stereotypen schufen bzw. alte Vorurteile stützten (entsprechende Studien stellt der Theorieteil vor). Und das, obwohl die ‚Zeitungsmacher‘ nur rund 14 Prozent aller erfassten Aussageträger stellten. Die Journalisten färbten – analog zu früheren Studien – nicht nur das Bild der USA negativ ein, sondern erhielten auch das alte Bild eines aggressiven, fanatischen Islam aufrecht, zumal Terrorismus allgemein muslimischen Ursprungs zu sein scheint. Gestützt werden diese Befunde durch eine qualitative Analyse des Bildmaterials.
Der 11. September 2001 und seine Gesichter
Eine zeitungswissenschaftliche Analyse von Stereotypen in der Terrorismus-Berichterstattung von SZ und FAZ