Die MINT-Welten dienen nicht nur als Kulisse für fiktionale TV-Formate, sondern auch als Inspirationsquelle für die Berufswahl. Die Studie zum „Scully-Effect“ des Geena Davis Institute of Gender (2018) zeigt, dass Figuren wie Special Agent Dana Scully aus „Akte X“ Mädchen und Frauen dazu ermutigen, Naturwissenschaftlerinnen zu werden. Doch wie beeinflusst ein fiktiver Charakter die Berufswahl von Frauen in MINT?
Um den Einfluss fiktionaler Figuren auf Selbstkonzept und Berufsorientierung zu verstehen, betrachten wir das Modell zur Berufsorientierung nach Gehrau (2014), angelehnt an Gottfredson (1981). Dies ermöglicht eine detaillierte Betrachtung der Bedeutung medialer Modelle gemäß der sozial-kognitiven Lerntheorie der Massenkommunikation von Alfred Bandura. Mittels einer explorativen Untersuchung durch einen halb- bzw. teilstrukturierten Interviewleitfaden als Datenerhebungsmethode konnten somit erste Annahmen gebildet werden. Alle Fragen wurden tabellarisch festgelegt und in Abschnitte unterteilt, die Interviews mit neun Teilnehmenden anschließend transkribiert und systematisch in ein Kategoriensystem (deduktiv als auch induktiv) eingegliedert und in einen Kodierplan zugeordnet.
Die Ergebnisse zeigen, dass die Interviewpersonen sich im Zuge ihrer Identitätskonstruktion durch psychologische, soziologische sowie entwicklungs- und lernspezifische Faktoren beruflich sozialisierten, wodurch ihre Werdegänge eher von realen als von fiktionalen Einflüssen geprägt sind. Dennoch betrachteten die Interviewpersonen ihre fiktionalen „Kindheitshelden“ aus Sci-Fi, Fantasy und ähnlichen Genres als inspirierende Quellen, die ihre Handlungs- und Verhaltensmuster formten oder Klischees durchbrachen und trotz ihres Fehlens in der Realität sollte die Gelegenheit, Barrieren zu überwinden und Frauen für eine MINT-Karriere zu begeistern, künftig nicht ungenutzt bleiben. Also lässt sich resümierend annehmen, dass den Interviewpersonen durch (para-)soziale Prozesse, Vergleiche, Beziehungen und die Identifikation mit Mediencharakteren dennoch Orientierung an Handlungs- und Verhaltensmustern geboten wurde, was indirekt zur Stärkung ihres Selbstkonzepts beitrug.