Immer wieder thematisieren Musikschaffende den Musikstreamingdienst Spotify und Funktionen des Anbieters in ihren Liedern. Dabei beschreiben sie sowohl Spotify an sich als auch die mittel- und unmittelbaren Auswirkungen der dominanten Stellung des Unternehmens als problematisch und drücken ihre Unzufriedenheit über die Bedingungen in der Musikindustrie aus. Grundlage für die Entwicklung hin zur heutigen digitalen Musikdistribution war die digitale Revolution in der Musikindustrie, welche Anfang des Jahrtausends die Strukturen der Musikindustrie grundlegend verändert und den Grundstein für Musikstreamingdienste gelegt hat. Dabei sticht besonders der Dienst Spotify hervor, welcher durch seine Marktmacht in Europa von hoher Relevanz für die digitale Musikdistribution ist. Aus der gängigen Literatur entsteht das Erkenntnisinteresse, berufliche, musikalische und persönliche Effekte der Nutzung von Spotify zur Organisation der Wahrnehmung und Verteilung von Musik zu untersuchen.
Im Rahmen dieser Arbeit wird eine qualitative Studie anhand von sechs problemzentrierten Leitfadeninterviews mit Musikschaffenden und Akteur*innen aus der Musikindustrie durchgeführt. Alle Interviewpartner*innen nutzen Spotify zur Organisation der Wahrnehmung und Verteilung von Musik, wobei Platzierungen in Spotify-Playlisten als wesentlicher Erfolgsfaktor angestrebt werden.
In den Interviews wurden im beruflichen Kontext Effekte von Spotify auf die zeitliche Einteilung des Arbeitsalltags festgestellt. Zudem dienen die Spotify-Daten als Referenz in beruflichen Beziehungen. Vor dem Hintergrund, dass Playlisten-Platzierungen erreicht werden sollen, wird die Musikproduktion soweit angepasst, dass die Kreativität und Diversität in der Musik verloren gehen kann.
Ein persönlicher Effekt von Spotify ist die Entstehung von psychischen Belastungen durch das Abhängigkeitsverhältnis zu Spotify, die Notwendigkeit, Playlisten Platzierungen zu erreichen sowie das ständige Vergleichen mit anderen Artists. Demgegenüber steht die Freude, welche durch gelungene Playlisten-Platzierungen ausgelöst wird und als Antrieb für die Arbeit dient. Diese Erkenntnisse sollen als Grundlage für Folgeforschungen in den drei Einzelbereichen und dadurch zur Ableitung von Handlungsempfehlungen für Musikunternehmen dienen.