Die vorliegende Bachelorarbeit beschäftigt sich mit der Frage nach der personenbezogenen Berichterstattung über muslimische Frauen in deutschen Printmedien. Die Identität einer Muslimin wird gesellschaftlich, aber auch medial, anhand einer Verkettung intersektionaler Kategorien konstruiert. Ihr Gender, ihre Ethnizität und ihre Religion bieten in Kombination Grundlage für neue Dimensionen der Diskriminierung, die sich auch in den deutschen Medien bemerkbar macht. Beim Diskurs um Gender wird in der gegenwärtigen postfeministischen Medienlandschaft Weiblichkeit stets auf der Grundlage von feministischen und antifeministischen Aspekten beschrieben, der so die Frau als einen Idealtyp des Neoliberalismus entwirft. Diese Darstellung der Weiblichkeit wird bei der medialen Konstruktion der muslimischen Frau vom Orientalismus geprägt. Dadurch werden Musliminnen als Gegensatz zur emanzipierten westlichen Frau dargestellt und als ausgegrenzte Gruppe konzipiert. Auch ihre Religion, der Islam, bietet, zumindest in der deutschen Medienwelt, eine weitere Diskriminierungsmöglichkeit. Diese Differenzkategorien werden einerseits durch Selbstzuschreibung verändert, aber auch durch gesellschaftliche und eben mediale Prozesse modifiziert.
Wie diese Kategorien medial zusammenwirken und die Identität einer muslimischen Frau konzipieren, wurde mithilfe einer Diskursanalyse untersucht. Auch Elemente der qualitativen Inhaltsanalyse wurden miteinbezogen. Der Zeitraum der Analyse bezog sich auf das gesamte Jahr 2016 und als Analysematerial wurden Artikel aus den Print- und Online-Ausgaben der Süddeutschen Zeitung, der Frankfurter Allgemeinen Zeitung und der taz verwendet. Es sollte außerdem um die personenbezogene Berichterstattung gehen, also um die Artikel, die eine Muslimin als ihr Hauptthema behandeln.
Mithilfe von inhaltlichen und formalen Kategorien und mithilfe der Differenzkategorien wurden die Artikel untersucht. Insgesamt konnten fünf Typen herausgearbeitet werden, in welche die Repräsentation der Musliminnen eingeordnet werden konnten. Diese decken sich teilweise mit dem Forschungsstand, wurden aber ergänz oder modifiziert. So wurde der Repräsentationstyp des emanzipierten Opfers herausgearbeitet, in welchem die Musliminnen als Frauen dargestellt werden, die sich aus einer radikalen Auslegung ihrer Religion befreit haben und nun medial bestätigen, dass der Islam für Unterdrückung ausgenutzt werden kann. Der Typ die Fundamentalistin taucht ebenfalls in der Berichterstattung auf und repräsentiert Musliminnen als radikal und extremistisch. Auch der Typ die Kämpferin wurde ausfindig gemacht, zu welchen Muslimminen gehören, die sich gegen intersektionale Diskriminierung einsetzen und für ihre Gleichberechtigung und Freiheit kämpfen. Die Muslimin wird auch als Unternehmerin dargestellt und so in einen beruflichen Kontext gerückt, der aber stets mit ihrer Religion vernetzt wird. Der letzte Typ ist die Stimmenkönigin, die medial als die erste Muslimin in ihrem jeweiligen Themengebiet betitelt und als perfekt integriert und hart-arbeitende Frau beschrieben wird. Musliminnen wird so zumindest teilweise eine neue mediale Sichtbarkeit zu eigen. Sie werden durch postfeministische und neoliberale Attribute als erfolgreich dargestellt, während eine orientalistische Darstellungsweise abnimmt.