In diesem Beitrag werden die Ergebnisse einer 2021 durchgeführten Textanalyse zur Repräsentation von trans* Personen in der deutschen Presse vorgestellt. Die Arbeit legt die heteronormativen Gesellschaftsstrukturen sowie die Verbreitung des binären Geschlechtersystems offen und verfolgt dabei das Ziel, herauszufinden, ob jene Strukturen in der Berichterstattung (noch immer) reproduziert oder aufgelöst werden. Den theoretischen Unterbau bilden Stuart Halls ‘Encoding/Decoding‘-Modell und die Einordnung von Printmedien als Konstrukteur*innen sozialer Wirklichkeiten. Um die Einschätzung der zeitlichen Entwicklung zu wagen, wird die Berichterstattung über die drei prominenten trans* Personen Balian Buschbaum (2007), Caitlyn Jenner (2014) und Elliot Page (2020) mit Beginn ihres öffentlichen Coming-outs bis hin zur späteren Ermöglichung eines medialen Passings, also der vollständigen Akzeptanz im selbstgewählten Geschlecht, analysiert. Zunächst werden die Analysedimensionen der Körperbeschreibungen, Ermöglichung eines medialen Passings sowie Einsatz sprachlicher und diskursprägender Leitmotive herausgearbeitet und darauf aufbauend fünf Repräsentationstypen sichtbar gemacht.
Die Arbeit kommt zu dem vorläufigen Ergebnis, dass in den untersuchten Medien (TAZ, SZ, BILD und FAZ) fünf wiederkehrende Typen repräsentiert werden. Erstens „die Sensation“, zweitens „der eigene Schatten“, drittens „die suchende Seele“, viertens „der flugunfähige Schmetterling“ und fünftens „das Vorbild“. Lediglich der Typus des Vorbild bricht mit der heteronormativen Vorherrschaft, wenn auch nur stellenweise. Schließlich kann eine vehemente Reproduktion trans*feindlicher Muster festgestellt werden, wenngleich diese in der jüngsten Berichterstattung zu Elliot Page leicht abnehmen.