Der Mord an George Floyd am 25.05.2020 markiert ein mediales Schlüsselereignis, welches eine intensive mediale Auseinandersetzung mit dem Thema Rassismus zur Folge hatte. Mit Blick auf Leitmedien als Impulssetzer in der öffentlichen Meinungsbildung stellt sich hierbei die Frage, wie die mediale Auseinandersetzung mit dem Thema Rassismus stattfand, in welchen Rahmen der Mord an George Floyd sowie die anschließenden BLM-Proteste gesetzt wurden und wer bei einem Thema, das gesellschaftliche Minderheiten betrifft, eine Stimme bekommt. Mithilfe einer qualitativen Frame-Analyse und der Forschungsfrage „Welche Frames lassen sich in der Auseinandersetzung deutscher Tageszeitungen mit den Protesten nach dem Mord an George Floyd identifizieren?” soll dies herausgefunden werden.
Die durchgeführte Frame-Analyse zeichnet sich durch eine induktive Vorgehensweise und einem Kategoriensystem bestehend aus den framedefinierenden Elementen nach Entman (1993) aus. Da auch von Interesse ist, wer in der Berichterstattung zu Wort kommt, wird auch die Kategorie Akteur*in erfasst. 62 Artikel aus der FAZ, der SZ und der TAZ bilden das Sample für die Analyse. Bei der Analyse wurden die folgenden vier Frames identifiziert: Gewalt aus Verzweiflung, Trump als Katalysator für weiteres Chaos, Wut einzelner Menschen, Rassismus als tief verwurzelte Struktur. Die BLM-Proteste werden durchaus als wichtig und legitim eingestuft, jedoch kann von einer Überrepräsentation von Konflikt und Emotionalisierung gesprochen werden. Zudem macht sich eine Verschiebung der Probleme in den amerikanischen Raum bemerkbar und damit einhergehend eine Bindung des Problems an Trump. Die vermittelte Sicht auf Rassismus kann zudem als problematisch erachtet werden, da die Berichterstattung bis auf wenige Ausnahmen aus einer weißen Brille erfolgt.
Mit Blick auf den Mord als Schlüsselereignis und die Rolle der Leitmedien als Meinungsführer wird angenommen, dass die gefundenen Frames nicht nur die Wahrnehmung der BLM-Proteste und das Verständnis von Rassismus der eigenen Leser*innen prägen, sondern einen wesentlichen Einfluss auf den gesamtgesellschaftlichen öffentlichen Diskurs haben.