Verschwörungstheorien finden besonders in Zeiten des Umbruchs oder der Krise Anklang in der Gesellschaft und verbreiten sich im 21. Jahrhunderts zunehmend über das Internet – so auch in der Corona-Pandemie. Da die meisten klassischen sozialen Medien, wie Facebook, Twitter und Instagram inzwischen Nutzer-Richtlinien eingeführt haben, um gegen Falschinformationen vorzugehen, wechselten bekannte Anhänger:innen von Verschwörungstheorien zu Beginn der Krise auf die alternative soziale Netzwerkseite Telegram. Dementsprechend ist die Kommunikation der deutschen Verschwörungstheoretiker:innen auf der Plattform bisher noch wenig erforscht.
Das Ziel der vorliegenden Arbeit ist es, die Kommunikationstrategien der Verschwörungstheoretiker:innen auf Telegram aus sprachlicher Sicht zu untersuchen und übergreifende Narrative und Frames zu bestimmen. Als Narrativ wird eine Rahmenerzählung bezeichnet, in die sich einzelne Geschichten eingliedern lassen. Diese können mit Hilfe von Frames, die dem Rezipienten eine bestimmte Interpretation zu einem Thema nahelegen, unterstützt werden. Um die Forschungsfrage zu beantworten, wurde auf der Plattform Telegram eine Inhaltsanalyse nach Mayring mit quantitativen und qualitativen Ansätzen durchgeführt. Dabei wurden insgesamt 300 Posts in die Analyse mit einbezogen. Die Ergebnisse der Inhaltsanalyse zeigten, dass die Verschwörungstheoretiker:innen meist von einer Art Kampf zwischen Gut und Böse ausgingen, wobei sie sich selbst in der Rolle der tapferen, aufgewachten Held:innen wähnten, die gegen einen bösartigen Gegner kämpfen. Dieses zentrale Narrativ wurde durch ähnlich strukturierte Frames und Metaphern – sprachliche Bilder – gestützt. Auch wenn die Erzählungen Online stattfinden, ist die Gefahr, die von Verschwörungstheoretiker:innen in der Realität ausgeht, nicht zu unterschätzen. Da es in den letzten Jahren einige Fälle gab, in denen Verschwörungstheoretiker:innen ihren imaginären Kampf gegen eine bösartige Macht auch in der Wirklichkeit führten, ist es wichtig, verschwörungstheoretische Erzählstrukturen auch weiterhin zu untersuchen, um mögliche Gegenmaßnahmen zur Verhinderung einer Radikalisierung treffen zu können.