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„Mann aus dem Nichts“

Eine Diskursanalyse zur Berichterstattung über die Anerkennung von Juan Guaidó

Sein Umsturzplan hat Venezuelas Parlamentspräsident Juan Guaidó über Nacht weltberühmt gemacht. Ob Nicolás Maduro gestürzt wird und ob ein Regimewechsel vom Sozialismus zur Demokratie stattfindet, hängt von den Großmächten ab: Washington, Moskau, Peking und die EU ringen um Einfluss in Venezuela und haben unterschiedliches Interesse daran, wer an der Macht bleiben soll. Einige haben bereits Juan Guaidó als Interimspräsidenten anerkannt, für andere ist er nur ein Putschist.

Mithilfe einer qualitativen Diskursanalyse nach Michael Foucault wird in der vorliegenden Bachelorarbeit untersucht, wie der Diskurs über die Anerkennung von Juan Guaidó in den deutschen Medien geprägt wird. Die theoretische Basis dieser Arbeit ist bei Michael Foucault und Ulrich Beck und deren Überlegungen zu Wissen, Wahrheit, Macht und Kampf in Bezug auf die Diskurse der Massenmedien zu finden. Das angewandte Analyseinstrument ist ein Kategoriensystem, das sich an der „Focault’schen Werzeugkiste” orientiert. Es wird die Berichterstattung in vier deutschen Zeitungen untersucht: Süddeutsche Zeitung (SZ), Die Welt (DW), Die Zeit (DZ) und Junge Welt (JW).

In Bezug auf die Anerkennung von Juan Guaidó finden sich im Material eindeutige wertende Perspektiven abhängig von der Ausrichtung der jeweiligen Zeitung und dem persönlichen Netzwerk der Journalisten. Dabei spielt Deutschlands NATO-Partnerschaft mit den USA eine große Rolle. Die SZ, DW und DZ, deren Journalisten zum gleichen journalistischen Netzwerk gehören und mit den gleichen Eliten aus Deutschland und den USA verbunden sind, unterstützen die Position der USA und halten damit eine „pro-Guaidó“ Linie. In Gegensatz dazu lässt sich in der JW (linksorientiert) eine “gegen-Guaidó” bzw. “pro-Maduro” Haltung beobachten. Die Autoren beziehen sich darüber hinaus kaum auf wissenschaftliche Belege oder rechtliche Verfassungen, wie zum Beispiel das Völkerrecht.