Das „Leben in Zahlen“ ist eine Idee, die auf den ersten Blick nicht gerade als neuartig erscheint: Wie groß wir sind, wie schwer oder wie viel Nahrung wir zu uns nehmen, alle diese Werte stellen messbare und zumeist bekannte Informationen über eine bestimmte Person dar. Neue digitale Gadgets wie die sogenannten Fitness-Tracker machen eine Selbstvermessung allerdings fast kinderleicht. Folglich gewinnen derart selbstbezogene Daten an persönlicher Relevanz, wenn es die individuelle Beurteilung seitens des Benutzers betrifft.
Angestoßen von den aktuellen Entwicklungen zum Forschungsbereich „Quantified Self“ bestand der Anreiz, sich im Rahmen einer eigenen methodischen Untersuchung mit der Quantifizierung der eigenen Person zu beschäftigen. Der Fokus lag dabei auf der folgenden zweigeteilten Forschungsfrage: „Hat die Entwicklung einer zunehmenden Quantifizierung der eigenen Person und den damit einhergehenden Selbstvermessungen anhand von Fitness-Trackern Auswirkungen auf den Selbstwert einer Person? Und kommt es aufgrund eines somit beeinflussten Selbstwertes zu bestimmten Nutzungsmotiven von sozialen Medien?“
Der Untersuchungsaufbau orientierte sich auf Basis der bestehenden Forschungslage an drei Theoriekonzepten: die Selbstwerttheorie von Covington, die Theorie sozialer Vergleiche und die Selbstdarstellungstheorie bzw. das Impression Management.
Die methodische Umsetzung erfolgte nach einem qualitativen Forschungsdesign in Form von Fokusgruppeninterviews bzw. -diskussionen, deren Auswertung mit Unterstützung des Analysesystems MAXQDA vorgenommen wurde.
Anhand der Auswertungsergebnisse zeigte sich, dass es bei der Nutzung von Fitness-Trackern zu einer leistungsorientierteren Selbstwertbestimmung kommt und dabei Zahlenwerte an persönlicher Bedeutung für Personen gewinnen.
In Bezug auf den zweiten Teilaspekt der Untersuchungsfrage konnten als Nutzungsmotive soziale Medien im Kontext der Selbstvermessung sowohl soziale Vergleichsprozesse als auch Selbstdarstellungen mit jeweils selbstwertförderlichen Intentionen wiedergefunden werden.
Überraschend war dabei, dass sich einerseits Personen mit intrinsischen und extrinsischen Nutzungsmotiven zur Selbstvermessung voneinander unterschieden. Ersichtlich wurde dies anhand der Aussagen zu den Auswirkungen der Selbstvermessung auf den Selbstwert und in den Nutzungsmotiven sozialer Medien. Anderseits zeigte sich, dass unter den interviewten Personen häufiger Frauen dazu neigten, extrinsisch motiviert Fitness-Tracker zu verwenden, während die männlichen Teilnehmer eher intrinsische Absichten verfolgten.
Es scheint, dass die „individuelle Nutzungsmotivation bei Fitness-Trackern“ (intrinsisch oder extrinsisch) und das Geschlecht mögliche Einflussvariablen darstellen, die Auswirkungen auf die beiden Teilaspekte der von der Forschungsfrage haben können.
Ob das Geschlecht als Personenvariable einen Einfluss darauf hat, welche Motivationsart bei der Fitness-Tracker-Nutzung vorliegt und ob diese intrinsische oder extrinsische vorliegende Motivation die wahrgenommenen Auswirkungen auf den Selbstwert und die Nutzungsmotive sozialer Medien moderiert, konnte anhand der spezifischen Ergebnisse dieser Forschungsarbeit nicht geklärt werden und gibt damit den Weg frei für tiefergehende Studien.