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Die mediatisierte Konstruktion von Vertrauen

Eine empirische Analyse zur heutigen Kommunikation von Nichtregierungsorganisationen im Umweltsektor

Die Arbeit beschäftigt sich mit der Rolle von Vertrauen und der strategischen Kommunikation von Nichtregierungsorganisationen aus dem Umweltsektor in Deutschland. Zentral sind dabei die Rolle von Vertrauen für NGOs, der Einsatz strategischer Kommunikations- und Wandlungsprozesse sowie Herausforderungen im Kontext der Mediatisierung. Durchgeführt wurde eine Fallstudie einschließlich leitfadengestützter Experteninterviews mit Kommunikationsverantwortlichen von Greenpeace Deutschland, dem Naturschutzbund Deutschland (NABU) sowie dem World Wildlife Fund for Natur Deutschland (WWF). Zur Kontextualisierung wurden unter anderem Jahresberichte der NGOs analysiert sowie eine Medienfrequenzanalyse durchgeführt. Theoretische Grundlagen bilden handlungs- und systemtheoretische Perspektiven auf (öffentliches) Vertrauen sowie eine Charakterisierung der kommunikativen Praktiken von NGOs auf Basis des Forschungsstandes.

Die Ergebnisse der Arbeit unterstreichen die essentielle Rolle von Vertrauen für NGOs. Glaubwürdiges kommunikatives Handeln auf dem Fundament transparenter Faktizität und organisationaler Integrität konstruiert Vertrauen, wobei Vertrauen wiederum das Glaubwürdigkeitsurteil beeinflusst. Als Beziehungskapital ermöglicht Vertrauen Mobilisierung, indem es aus der Perspektive der RezipientInnen eigenes Anschlusshandeln legitimiert. Durch die Mobilisierung von UnterstützerInnen sind NGOs in der Lage, öffentlich wirksame Forderungen an Akteure des politischen und wirtschaftlichen Systems zu stellen.

Da dieser gesamte Prozess, bis hin zur Vertrauenskonstruktion in erster Instanz kommunikativ charakterisiert ist, beeinflusst die Mediatisierung die zentralen Wirkungsmechanismen von NGOs. Diese sehen sich durch mediale und gesellschaftliche Veränderungen mit einer zunehmenden Komplexität konfrontiert. Dazu zählen insbesondere die Diversifizierung und Fragmentierung von Kommunikationskanälen und Öffentlichkeiten, sowie der Balanceakt zwischen reichweiten- und wirkungsstarker Kampagnenkommunikation und der Gewährleistung belastbarer Fakten.