Das konstitutive Moment demokratischer Gesellschaften und die Legitimität ihrer politischen Ordnungen werden durch das Verhältnis von Individuum und Öffentlichkeit bestimmt – durch die individuelle Partizipation an öffentlicher Kommunikation. Um diese zeitlos relevante Beziehung für die Gegenwart systematisch abzubilden und zu analysieren, wird eine Modellierung unter Rückgriff auf Theorien der Öffentlichkeit, Bourdieus Kulturtheorie und aktuelle empirische Befunde vorgenommen. Ein besonderer Schwerpunkt liegt in der Berücksichtigung moderner Beteiligungsformen, wie sie durch den digitalen Strukturwandel der Öffentlichkeit verfügbar werden.
Ein Teilstrang des Modells wird mit Fokus auf den Einfluss der Persönlichkeitsmerkmale durch eine Online-Befragung empirisch geprüft. Eigens dafür werden Skalen zur Messung der politischen Orientierung und Partizipation entwickelt und die aufgestellten Hypothesen mittels multivariater Analyseverfahren getestet.
Die Befunde deuten darauf hin, dass es neben sozioökonomischen Faktoren auch individualpsychologische Einflüsse sind, die zu ungleicher politischer Teilhabe und Repräsentation in öffentlicher Kommunikation führen. Zudem kommt es zwar durch Online-Kommunikation zu einer Erweiterung des Möglichkeitsraums; dafür setzt sich die soziale Selektivität in der Aneignung der digitalen Öffentlichkeit fort. Die Erkenntnisse können helfen, Gründe für mangelhafte Bürgerbeteiligung in deliberativen Demokratien zu verstehen.
Zum Verhältnis von Individuum und Öffentlichkeit
Die Modellierung von Einflussfaktoren auf die politische Orientierung und Partizipation