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Zu Unrecht unterschätzt

Straßenmagazine in Deutschland

Straßenmagazine – früher Obdachlosenzeitungen genannt – sind in der Journalistik zu Unrecht unterschätzt. Sie als irrelevant abzutun, weil sie angesichts von nur bis zu 40 Titeln in Deutschland zugegeben einen schmalen Teil im Mediensystem ausmachen, ist falsch. Aufgrund des prekären Forschungsstands hat sich die Verfasserin entschieden, das Thema neu anzugehen. Sie hatte die These formuliert, dass die Straßenmagazine seit ihrer Gründung professioneller geworden sind, da sie erkannt haben, dass sie ein hochwertiges Produkt anbieten müssen. Solche Tendenzen waren schon in den 1990er Jahren zu beobachten. Da die Vermutung nahe lag, dass der Professionalisierungsprozess unterschiedlich weit fortgeschritten ist, hat die Verfasserin sechs Magazine ausführlich betrachtet: Hinz & Kunzt (Hamburg), BISS (München), Bodo (Bochum und Dortmund), fiftyfifty (Düsseldorf), Trott-war (Stuttgart) und den FREIeBÜRGER (Freiburg), der im Gegensatz zu den anderen fünf Magazinen von den Verkäufern statt von Redakteuren produziert wird. Die Verfasserin hat die Redaktionsleiter interviewt und tiefe, teils exklusive Einblicke bekommen. Aus Mangel an Literatur hat sie die ehemalige Sprecherin der deutschsprachigen Straßenmagazine im internationalen Netzwerk INSP befragt. Zudem hat sie die Magazine einer Inhaltsanalyse mit selbstentwickelten Kriterien unterzogen. Das Ergebnis: Ein Qualitätsprodukt herzustellen ist nicht nur Anspruch der Straßenmagazine, sie erfüllen ihn auch mehrheitlich.