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WikiLeaks und Journalismus

Zum Verhältnis von Online-Enthüllungsplattformen und dem traditionellen Journalismus

Gegenstand der Arbeit sind die Online-Enthüllungsplattformen, die aus der Sicht des Journalismus untersucht werden. Das Forschungsinteresse liegt in der Analyse des Verhältnisses zwischen Plattformen wie WikiLeaks und dem traditionellen Journalismus anhand der Annahme, dass die herkömmlichen journalistischen Leistungen durch die Tätigkeit von solchen Plattformen ersetzt werden können. Die Zielsetzung der Arbeit ist diese Annahme zu überprüfen und am Beispiel von WikiLeaks das Phänomen „Enthüllungsplattform“ als journalistischer Akteur zu definieren. Als Ausgangspunkt wird auf eine präzise Definition des Journalismus als Ideologie anhand vier Prinzipien eingegangen – Wahrheitspflicht, Public Service Ideal, Neutralität und Ethik. Anschließend wird durch Analyse der Tätigkeit von WikiLeaks bezüglich dieser Prinzipien die Annahme vertreten, dass die Plattform keine journalistischen Leistungen erbringt, jedoch eine Komplementärrolle für den Journalismus spielen kann. Diskutiert werden die drei großen Probleme des Journalismus, die als Grund für die Entstehung neuer Formate bezeichnet werden können: Kommerzialisierung, Boulevardisierung und politische Einflüsse. Darauffolgend werden die spezifischen journalistischen Leistungen im Internet erörtert, die das Komplementaritätsverhältnis zwischen WikiLeaks und dem traditionellen Journalismus bestimmen. Schließlich wird diese Komplementärrolle der Enthüllungsplattformen auf der Mikro- und Makroebene differenziert.