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Wie reflektiert die Tagespresse über Leitmedien im Zusammenhang mit dem Lügenpressevorwurf?

Qualitative Inhaltsanalyse der Frankfurter Allgemeine Zeitung und Süddeutsche Zeitung

Die Untersuchung ging folgenden Forschungsfragen nach: Wird über Medien allgemein (Reflexion) oder einzelne Medienangebote (Reflexivität) strukturproblematisierend/ -erhaltend reflektiert? Welche Gründe werden für den Vorwurf „Lügenpresse“ genannt, die keinen direkten Bezug zum Mediensystem haben? Und welche Handlungsempfehlungen werden für die Zukunft gegeben?

Mit Hilfe einer qualitativen Inhaltsanalyse der FAZ und SZ wurden insgesamt 39 Artikel der Medienseiten untersucht. Grundsätzlich wurde systembezogen, d.h. allgemein über Medien, geschrieben. Konkrete Aussagen wurden vornehmlich über legitime Sprecher artikuliert. Häufiger auftauchende, strukturerhaltende Argumente stilisierten Leitmedien als Opfer eines unbegründeten Vorwurfs, bagatellisieren den medialen Vertrauensverlust und bestärken die eigene gesellschaftliche Funktion. Kritisch setzten sich die Zeitung v. A. mit der Berichterstattung über Flüchtlings- und Ukrainekrise, sowie die Silvesternacht in Köln auseinander. Die Forderung nach mehr Neutralität kann auf die kritisierte tendenziöse Berichterstattung zurückgeführt werden. Daran anschließend wäre es interessant herauszufinden, in welchem Grad Neutralität zielführend und vertrauenserhaltend wirkt und in welcher Weise dies umgesetzt werden könnte, sollte eine Vertrauenssteigerung stattfinden.