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Wenn Journalisten konkurrieren

Wahrgenommener Konkurrenzdruck am Beispiel der deutschen Qualita¨tspresse

Die Arbeit widmet sich dem Konkurrenzdruck in der deutschen Qualitätspresse (Mikroebene). Leitende Fragen sind: Wie entsteht individuelles Konkurrenzempfinden? Welche Faktoren bedingen und beeinflussen es? Was sind emotionale Konsequenzen für die Akteure? Wirken sich diese Emotionen konstruktiv oder destruktiv aus? Wie verarbeiten Journalisten Konkurrenzdruck, welches Verhalten entwickeln sie? Konkurrenz in Kommunikationsberufen ist bislang kaum erforscht. Mit meiner Arbeit möchte ich dazu anstoßen, der Untersuchung von psychologischen Dynamiken einen festen Platz innerhalb der Journalismusforschung zu schaffen.

In themenzentrierten Interviews habe ich acht JournalistInnen deutscher Qualitätsmedien befragt. Die Gesprächspartner wurden systematisch ausgewählt und in drei Gruppen differenziert: „Aspiranten“, „Etablierte“ und „Stars und Leitende“. Theoretische Basis der Arbeit ist die psychologische Konkurrenzforschung, die ich in einem Forschungsüberblick vorstelle, und aus der heraus ich ein Faktoren-Folgen-Modell zur Analyse der Interviews ableite.

Die Arbeit zeigt, dass sich Konkurrenzdruck in der aktuellen wirtschaftlichen Situation des Printjournalismus auf den unteren und mittleren Karriereebenen vorrangig bis stark destruktiv auswirkt. Journalisten an der Spitze der Hierarchie eröffnet das akkumulierte journalistische Kapital hingegen gewisse Handlungsspielräume. Ein wichtiger Faktor ist überdies die Organisationskultur des Medienhauses, für das ein Journalist arbeitet.