Diese Arbeit untersucht, weshalb die Tonträger-Industrie die Anwendungsmöglichkeiten von Peer-to-Peer Netzwerken für die Musikdistribution übersehen hat, obwohl sie in ihrer Geschichte davor alle wesentlichen Distributionstechniken für Musik kontrolliert hat. Die Herangehensweise hierbei ist primär theoretisch, da eine Analyse der Aussagen der verantwortlichen Manager nur eine oberflächliche Erklärung liefern kann. Stattdessen werden die gängigen Modelle und Methoden der Innovationsforschung analysiert und sowohl generell auf ihre Prognosefähigkeit als auch auf ihre Anwendbarkeit auf die spezielle Situation der Tonträger-Industrie Mitte der 90er Jahre hin überprüft. Die retrospektive Analyse dieser Instrumente und deren tatsächlichen Anwendung auf die relevanten Technologien liefern überraschende Einblicke in deren Mängel in Bezug auf die Besonderheiten von Medientechnologien. Als besonderes Beispiel der Unvorhersehbarkeit der Entwicklung des Musik-File-Sharing sind zwei entscheidende Lücken im Bereich der Innovations- bzw. Technikprognose zu überwinden: die zwischen Innovationstheorie und Innovationsforschung sowie die zwischen Innovationsforschung und Unternehmenspraxis. Besonders für Prognosen im Bereich der Medien ist dabei neben den sozioökonomischen Grundlagen auch kommunikationswissenschaftliches Wissen einzubeziehen, wobei einige Modelle zwar einen erfolgversprechenden Ansatz liefern, die theoretische Arbeit hierbei jedoch noch weit ausgebaut werden müsste.
The Innovation of Music File-Sharing Networks and Its Impact on the Recording Industry
A Case Study in Innovation Research