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Strategien von Filmfestivals in Deutschland im Umgang mit den durch die COVID-19 Pandemie geltenden Einschränkungen unter dem Gesichtspunkt der wirtschaftlichen Bedeutung der Festivals für den deutschen Film.

Die vorliegende Arbeit setzt sich mit den Strategien von deutschen Filmfestivals während der COVID-19 Pandemie auseinander und versucht dabei nachzuvollziehen, wie die Festivals unter den geltenden Einschränkungen Ausgaben durchgeführt oder aber auch abgesagt haben. Bei der Untersuchung der Strategiefindung wird dabei ein besonderer Wert auf die wirtschaftlichen Stakeholder von Filmfestivals aus der Filmindustrie gelegt, inwiefern sie die Strategiefindung der Festivals beeinflusst haben, wie sie auf die Strategie reagiert haben und wie die wirtschaftlichen Aufgaben, die für sie erfüllt werden, von der Strategie beeinflusst wurden. Aber auch der Komplex des verstärkten Aufkommens von Online-Filmfestivals soll aufgearbeitet, sowie ein langfristiger Ausblick auf die Veränderungen in der deutschen Filmfestivallandschaft durch die Pandemie gegeben werden. Diese Arbeit ist damit in der wissenschaftlichen Disziplin der film festival studies angesiedelt und basiert zu großen Teilen auf der in ihr durchgeführten Forschung zu Filmfestivals aus der Prä-Pandemie Zeit.

Das Forschungsvorhaben wird anhand von qualitativen Experteninterviews mit Filmfestivalleiter*innen durchgeführt. Dabei werden für diese Arbeit fünf der wichtigsten deutschen Filmfestivals untersucht, die Internationalen Filmfestspiele Berlin, das Filmfest München, das Filmfest Hamburg, das Filmfestival Max Ophüls Preis und die Internationalen Hofer Filmtage. Die Auswertung der Interviews lässt dabei vor allem erkennen, dass der Mittelpunkt der Frage nach der Strategiefindung in der Position der Festivalleiter*innen zu Online-Filmfestivals lag. Die Frage nach der digitalen Präsentation von Filmen im Rahmen von Filmfestivals ist damit auch Kern der langfristigen Entwicklung von Filmfestivals über die Pandemie hinaus. Dabei zeigt sich aber tatsächlich eine Veränderung der Position der Rechteinhaber*innen zu der Vergabe von Onlinerechten an Festivals, die Erschließung neuer Zielgruppen, sowie die Öffnung von Filmmärkten durch die Integration von digitalen Bestandteilen, aber auch die an vielen Stellen nicht ins digitale versetzbare Veranstaltungs-Natur von Festivals wird deutlich sichtbar. Allerdings stehen durchaus auch Aspekte der öffentlichen Förderung im Mittelpunkt der Entscheidungen, sowie eine differenzierte Sicht der Festivalleiter*innen auf Branchenentwicklungen. Die in dieser Arbeit erlangten Ergebnisse liefern tiefergehende Einblicke in die Entscheidungsfindung von Filmfestivals, sowie ein breiteres Verständnis der sich im Umbruch befindenden Filmindustrie.