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Recherche- und Verifizierungspraktiken im Investigativ-Journalismus

Qualitative Leitfadeninterviews in Tageszeitungs- und Fernsehredaktionen

Die vorliegende Masterarbeit beschäftigt sich mit den Recherche- und Verifizierungspraktiken von investigativ tätigen Journalisten. Die Relevanz sich mit diesem Themenkomplex zu beschäftigen, ergibt sich aus den Vorwürfen, die dem Journalismus seit einigen Jahren vermehrt entgegenschlagen, wie etwa „Lügenpresse“, „Fake News“ oder das „postfaktische Zeitalter“. Als Untersuchungsgegenstand wurde der Investigativ-Journalismus gewählt, da dieser häufig als die Königsdisziplin des Journalismus gesehen wird. Empirisch gründet sich das Forschungsvorhaben auf sieben Leitfadeninterviews, die mit Investigativ-Journalisten in Fernseh- und Tageszeitungsredaktionen geführt wurden. Dabei wurden acht Untersuchungsdimensionen abgefragt: Verifizierungspraktiken, Prüfungsaufwand, Gewissheitsgrad und Publikationsentscheidung, Transparenz, Kritik und Korrektur, Normierung sowie Selbstverständnis und Wahrheit im Journalismus.

Insgesamt wird ersichtlich, dass großer Wert auf eine handwerklich saubere journalistische Arbeitsweise gelegt wird, was durch die Anwendung einer Vielzahl an verschiedenen Verifizierungspraktiken zum Ausdruck kommt. Die ausgiebige Prüfung wird vor allem mit der Brisanz der Themen und deren Tragweite begründet, bei denen eine Falschmeldung ungeahnte Ausmaße für die Betroffenen annehmen könnte. Der größte Unterschied zu anderen journalistischen Feldern wird indes beim Faktor Zeit gesehen, die den Journalisten für ihre Recherchearbeit zur Verfügung steht.