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Quantitativ‘ versus ‚Qualitativ‘ – nur ein Konstrukt?

Vom Dualismus zum Kontinuum kommunikationswissenschaftlicher Forschungsmethodologie

Es gibt wissenschaftliche Begriffe, deren gravierende Ungenauigkeit allen Verwendern bekannt ist. Neben dem Medienbegriff gilt dies auch für das Begriffspaar ‚quantitativ‘ und ‚qualitativ‘. Ziel der Arbeit ist es, den postulierten Dualismus zu überprüfen und zu hinterfragen. Anhand von 24 Methodenlehrbüchern wird zunächst der Kern des vermeintlichen Dualismus herausgearbeitet, indem jeweils das Selbstbild ‚qualitativer‘ bzw. ‚quantitativer‘ Forschung sowie das Fremdbild aus Sicht der jeweiligen Gegenposition betrachtet wird. Es lässt sich zeigen, dass sich die methodisch-praktischen Differenzen bei näherer Betrachtung auflösen und keine Trennung begründen können.
Im zweiten Teil wird daher der Frage nachgegangen, ob die Entgegensetzungen auf methodologisch-theoretischer Ebene haltbar sind. Vier Begriffspaare, die zuvor als zentrale Differenzkriterien ausmacht wurden, werden in das Zentrum der Analyse gestellt:
1. der Gegensatz zwischen Verstehen und Erklären,
2. die Frage nach der Kausalität,
3. die Unterscheidung von Induktion und Deduktion sowie
4. der Aspekt der Geltungsbegründung.
Als Resultat kann festgehalten werden, dass keiner der Problembereiche eine Trennung der beiden Forschungsrichtungen begründen kann. Vielmehr zeigen sie sinnvolle und notwendige Verbindungslinien. Abschließend wird eine neue Sichtweise auf die empirische Kommunikationsforschung, die beide Ansätze auf einem Kontinuum der Forschungsmethodologie verortet, erarbeitet und zur Diskussion gestellt.