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Pressefreiheit in der Bundesrepublik Deutschland

Eine qualitative Studie zur historischen Entwicklung in Recht, Medienpolitik und Umsetzung in der Praxis

Es mag für ein freiheitlich-demokratisches Land wie Deutschland überraschen, dennoch wurde die Bundesrepublik im Jahre 2006 in einer von der NGO „Reporter ohne Grenzen“ durchgeführten Studie zur weltweiten Situation der Pressefreiheit um fünf Plätze zurückgestuft. Somit ist auch 59 Jahre nach der Verankerung der Pressefreiheit im GG die politische Debatte um ihre Verwirklichung noch aktuell. Themen wie Telekommunikationsüberwachung oder Online-Durchsuchungen zeigen, dass die Beschneidung dieses Rechts allgegenwärtig ist.
Diese Arbeit beschäftigt sich mit der Entwicklung der Medienfreiheit in Deutschland seit 1949. Dabei wurde der Frage nachgegangen, wie sich die Pressefreiheit in Gesetzen, Rechtsprechung, Medienpolitik und ihrer realen Umsetzung veränderte. Anhand eines Kategoriensystems von Einflussfaktoren wurden Zu- und Abnahmen ihrer Realisierung deskriptiv beschrieben und vor dem zeitgeschichtlichen Kontext interpretiert. So konnten einerseits punktuelle Veränderungen einzelner Kategorien (Redaktionsgeheimnis, Ehrenschutz, Jugendschutz etc.) ermittelt sowie tendenzielle Aussagen zur Entwicklung der Medienfreiheit über die Jahrzehnte hinweg getroffen werden.
Ein weiteres Ziel lag darin, festzustellen, inwieweit sich Pressefreiheit in einer qualitativen Längsschnittstudie anhand eines Kategoriensystems untersuchen lässt. Denn bislang war sie entweder Gegenstand internationaler Ländervergleichsstudien, die die weltweite Lage anhand eines standardisierten Messinstruments analysierten oder sie wurde als Bestandsaufnahme skizziert.