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Podcast-Boom für alle?

Eine qualitative Untersuchung zu Podcasts audiofremder Medienunternehmen

Öffentlich-rechtliche und private Radiosender halten längst nicht mehr das Monopol am Audio-Journalismus in Deutschland. Verändert hat sich das durch das Medium Podcast. In der Fachpresse ist von einem „Boom“ oder einem „Hype“ zu lesen, an dem durch geringe technische Hürden jeder teilnehmen kann – vom Hobby-Podcaster bis zum etablierten Medienkonzern.

An dieser Stelle hakte die Masterarbeit ein. Was erhoffen sich Medienunternehmen, die auf keine Audio-Erfahrungen zurückgreifen können, vom Podcastmarkt? Von welchen Qualitäten ihres Unternehmens profitieren sie beziehungsweise durch welche erfahren sie Nachteile? Ziel der Arbeit war es, die journalistischen wie ökonomischen Chancen und Risiken von Podcast für audiofremde Medienunternehmen herauszuarbeiten.

Zu diesem Zweck wurden teilstandardisierte, leitfadengestützte Interviews mit Podcastverantwortlichen von sechs deutschen Medienunternehmen geführt. Dazu zählten Verlage, Online-Magazine und Fernsehsender. Zur Auswertung der Befragung wurden journalistische Qualitätskriterien nach Meier sowie ökonomische Qualitätskriterien herangezogen. Unterstützt wurde die Untersuchung von der Forschungsperspektive einer Stärken-Schwächen-Chancen-Risiken-Analyse.

Die qualitative Untersuchung zeigte, dass Medienunternehmen Podcasts größtenteils als Plattform der Zweitverwertung ihrer journalistischen Arbeiten verstehen, was die interne Akzeptanz des Mediums sowie den kreativen, journalistischen Prozess hemmt. Jedoch fördern Podcasts die Transparenz die Glaubwürdigkeit des Journalismus.
Die Themenauswahl und Arbeitsweisen orientieren sich stark an den Gewohnheiten der Unternehmen. Zwar wird sich an neuen Formaten und an Storytelling nach amerikanischen Vorbild versucht, jedoch schränken sich die befragten Unternehmen überwiegend durch die starke Orientierung an bereits vorhanden Produkten ein. Der Erfolg eines Podcasts machen Medienunternehmen oft von der fachlichen Qualifikation sowie des Auftreten des Hosts abhängig. Das Gefühl von Nähe und Intimität, die der Host generiert, versuchen sie zu vermarkten, was zu einer Vermischung von Journalismus und Werbung führen kann.
Insgesamt herrscht ein hohe Experimentierfreudigkeit im ökonomischen Bereich: Einige Medienunternehmen streben die Etablierung eigener Podcast-Plattformen an und sehen den „Podcast-Boom“ als ein dauerhaftes Phänomen.