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Narrativität und Subjektivität in „The Vice Reports“:

Neue Form des New Journalism im deutschen Fernsehen?

Journalistische Texte – sowohl in der Presse als auch in den audiovisuellen Medien – enthalten Elemente der Narration. Die Werke von Thomas Wolfe, Truman Capote und Hunter S. Thompson bieten ein Paradebeispiel für die bewusste Anwendung von Narrationstechniken im Journalismus. In den 1960er Jahren stellte New Journalism die Grenze zwischen Fakt und Fiktion in der journalistischen Berichterstattung infrage. In der modernen Zeit verlor allerdings die Fragestellung nicht an Aktualität und Relevanz. [br]Die Frage nach den Erscheinungsformen der Narration in journalistischen Fernsehbeiträgen wird anhand des neuen Formats „The Vice Reports“ bei ZDFkultur untersucht. Das Hauptinteresse der Arbeit stellen die Konstruktion der Narration mithilfe von filmästhetischen und gestalterischen Mitteln sowie die Verschränkung der im Fernsehformat angewendeten Narrationstechniken und der Schreibtechniken des New Journalism dar. Bei dem Vergleich finden sich die Schnittstellen zwischen den Erzähltechniken im New Journalism und denen in „The Vice Reports“. Dadurch wird es möglich, den Transfer der schriftlichen Besonderheiten auf die audiovisuelle Sprache nachzuzeichnen. Zu den wesentlichen Narrationstechniken zählt man den Übergang der Reportererzählung vom Off ins On und den Wechsel der Einstellungsgrößen, die Parallelmontage und zeitliche Montagetricks, sowie die vielfältige Anwendung der Kameraarbeit wie Kameraschwenk, Handkamera und Zoom.