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Musikalischer Journalist oder schreibender Komponist?

Eine Analyse des Journalismusverständnisses Robert Schumanns

Zehn Jahre lang, von 1834 bis 1844, arbeitet Robert Schumann parallel zu seiner Tätigkeit als Komponist als Herausgeber, Redakteur und wichtigster Autor für die „Neue Zeitschrift für Musik“. Bis heute ist diese journalistische Tätigkeit sowohl in der öffentlichen Wahrnehmung als auch in der wissenschaftlichen Auseinandersetzung mit Schumann kaum präsent. Die Arbeit liefert Grundlagen für eine tiefergehende Bewertung der Arbeit Schumanns als Autor und fragt dazu nach der Motivation und den Qualitätsansprüchen Schumanns; untersucht werden diese anhand der Forschungsfrage „Zeigt Schumann in seinen Äußerungen über Journalismus ein professionelles journalistisches Verständnis?“.
Die Auswertung von Schumanns Äußerungen zum Journalismus mittels einer qualitativen Inhaltsanalyse und der Abgleich mit heutigen Standards zeigen ein Journalismusverständnis, das mit Einschränkungen als professionell angesehen werden kann. Professionell sind Schumanns ökonomische Ansichten zum Journalismus, seine hohe Wertschätzung der journalistischen Vermittlung und sein Streben nach Unabhängigkeit. Gleichzeitig grenzt Schumann den Journalismus nicht klar von benachbarten Feldern ab und reflektiert nicht über eine eigenständige Funktion des Journalismus. Insgesamt kann Schumanns Ideal einer einordnenden, Orientierung gebenden Musikkritik als Impuls für den Musikjournalismus seiner Zeit angesehen werden und auch der heutigen musikjournalistischen Praxis wichtige Anregungen geben.