transfer 19(4) » Öffentliche Kommunikation

Momentaufnahme der Mediensituation in der Autonomen Region Kurdistan im Nordirak

Der Irak – Ein Land, das seit Jahrzehnten nicht zur Ruhe kommt. Immer neue und radikalere Gruppen wollen sich behaupten. Im Norden schafft es die Autonome Region Kurdistan (ARK), dass Menschen mit verschiedenen Religionen und Ethnien friedlich zusammen leben. Im Focus dieses Demokratisierungsprozesses steht auch die Entwicklung ansässiger Medien, die unter dem Regime um Saddam Hussein kontrolliert und überwacht wurden. Kurdische Presse war ganz verboten. In den letzten Jahren entwickelte sich eine große Anzahl von kurdischen Medien, die schwerpunktartig für die kurdische Bevölkerung regional und teils weltweit publizieren, um den Kurden eine Stimme zu verleihen und ihre Sicht der Dinge zu zeigen – etwas, das für ein Volk ohne eigenes Land von großer Bedeutung ist. Da es kaum Literatur zu den Medien in der ARK gibt, wurden qualitative Experteninterviews vor Ort durchgeführt. Zunächst stellten sich die Fragen: Wie entwickeln sich die Medien und ein Mediensystem, wenn es zuvor keine eigenen Medien gab und welche Rolle spielt dabei die Besonderheit, für eine spezifische ethnische Gruppe veröffentlichen zu wollen? Welche Rolle gibt sich dabei die Regierung, eine bestimmende oder eher eine unterstützende? Schnell wurde deutlich, dass die Parteien die Medien kontrollieren und es auch viele fehlende Grundvoraussetzungen für guten Journalismus gibt. Ein wirkliches freies Mediensystem und Bemühungen, klare Regeln für die Regierung und Medienhäuser zu schaffen, scheitern am Interesse beider Seiten.