Welchen Effekt Massenmedien auf die wahrgenommene öffentliche Meinung haben, erklären Gunther und Kollegen mit Hilfe der Persuasive Press Inference. Sie sagt aus, dass der Rezipient einen Tenor in der Berichterstattung wahrnimmt und anhand dessen die öffentliche Meinung einschätzt. Für den Zusammenhang zwischen Medientenor und öffentlicher Meinung kann aber auch eine alternative Erklärung angewandt werden – die Spiegelthese. Sie besagt, dass der Rezipient glaubt, der Tenor in der Berichterstattung spiegle lediglich das schon vorherrschende Meinungsklima der Bevölkerung wieder.
Beide Mechanismen, sowohl die Persuasive Press Inference, als auch die Spiegelthese haben interessanterweise den gleichen Einfluss des Tenors auf Meinungsklimaurteile.
Die Arbeit beschäftigt sich folglich mit der Frage, ob die Persuasive Press Inference oder aber die Spiegelthese als Erklärung für diesen Zusammenhang in Frage kommt.
Es zeigt sich, dass die Persuasive Press Inference empirisch sehr gut untersucht ist. Es gibt Hinweise darauf, dass unter gewissen Umständen der Medientenor tatsächlich als Grundlage für Meinungsklimaeinschätzungen herangezogen wird. Der Spiegelthese wird jedoch kaum Aufmerksamkeit geschenkt. Darin liegt auch die Schwäche der meisten Studien: Wenn eine Übereinstimmung zwischen Tenor und Meinungsklimaurteilen festgestellt wird, müssen beide Erklärungsalternativen untersucht werden, um dann entscheiden zu können, welche greift.
Meinungsspiegel oder Persuasive Press?
Eine kritische Betrachtung bisheriger Studien zur Persuasive Press Inference