transfer 15(2) » Öffentliche Kommunikation

Medien-Manifeste als Reaktionen auf Medieninnovation

Das "WikiLeaks-Manifest" von Julian Assange

Weltbekannt wurden WikiLeaks und sein Frontmann Julian Assange durch die spektakulären Veröffentlichungen im Jahr 2010. Doch die Organisation um den polarisierenden Australier formierte sich bereits Ende 2006 und genau aus dieser Zeit stammt ein bemerkenswerter Aufsatz von Assange, den er unter dem Titel Conspiracy as Governance veröffentlichte. Darin stellt Assange die Behauptung auf, dass in autoritären Regimes Verschwörungen ein strategisches Regierungsinstrument sind und deutet Wege an, um diese zu bekämpfen und transparentere Regierungsformen zu erreichen. In der vorliegenden Arbeit wird nun untersucht, ob Assanges Essay zurecht als das „WikiLeaks-Manifest“ bezeichnet werden kann. Die Textgattung Manifest wurde im Verlauf des 20. Jahrhunderts von Medienschaffenden und -kritikern entdeckt, um ihren Anliegen Gehör zu verschaffen. Eine besondere Häufung von Medienmanifesten findet sich dabei zumeist in der unmittelbaren Folgezeit auf eine technische Innovation, z.B. die Erfindung des Tonfilms. Zu Beginn der Arbeit liegt der Fokus auf der Geschichte des Begriffs Manifest sowie den zentralen Kennzeichen der Gattung. Anschließend wird nach einem kurzen Blick auf die Biographie Assanges und die Organisation WikiLeaks der Aufsatz auf einen möglichen (Medien-)Manifestcharakter hin analysiert. Bevor ein Fazit gezogen werden kann, wird zudem noch erörtert, in wieweit „Conspiracy als Governance“ als eine Reaktion auf einen technischen Wandel im Medienbereich gesehen werden kann.