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Medialisierung der politischen Kommunikation?

Inhaltsanalyse der Reden der politischen Akteure auf den CDU- und SPD-Parteitagen

Die Spielregeln politischer Kommunikation in Deutschland sehen heutzutage völlig anders aus, als in den Anfangszeiten der Bunderepublik. Mit Hilfe des Medialisierungskonzepts untersucht die Arbeit, wie sich die Kommunikation politischer Akteure in Deutschland im Zeitverlauf verändert hat und stellt die Frage, ob diese Veränderungen anhand des Medialisierungsansatzes erklärt werden können. Mittels quantitativer und qualitativer Inhaltsanalyse wurden 14 Reden von Politikern auf den CDU- und SPD-Parteitagen zwischen 1950 und 2011 untersucht.
Die Ergebnisse belegen einen Rückgang der durchschnittlichen Satzlänge in den Parteitagsreden und zeigen, dass die Redner im Zeitverlauf zunehmend versuchen, ein Wir-Gefühl beim Publikum zu erzeugen. Zugleich sind die Reden nicht emotionaler geworden: Der Emotionalisierungsgrad variiert stark je nach Themenrelevanz, Bevölkerungsstimmung sowie Intentionen der Kommunikatoren. Ferner wurde festgestellt, dass sich der Anteil von Prominenten in Relation zu allen erwähnten Personen in den CDU- und SPD-Reden unterschiedlich entwickelt hat.
Die Ergebnisse der Analyse werden ggf. als denkbare Konsequenzen der Anpassung an die Medienlogik interpretiert. Da Tempo und Breite der Medialisierung häufig vielfach überschätzt werden, wird in der Arbeit nach alternativen Interpretationen für die festgestellten Veränderungen gesucht, z.B. aus der Perspektive der Linguistik oder anhand des Konzepts der „symbolischen Politik“ von Edelman.