Femizide, die Tötungen von Frauen, stellen ein weltweites Problem dar. In Deutschland versucht, statistisch gesehen, jeden Tag ein Mann eine Frau umzubringen – fast jeden zweiten Tag gelingt es.
Die Arbeit widmet sich der medialen Berichterstattung über Femizide in Deutschland und fragt danach, inwiefern diese als isolierte Einzelfälle dargestellt oder in strukturelle und gesellschaftliche Kontexte eingebettet werden. Der theoretische Bezugsrahmen erfolgt zum einen mit der Betrachtung von Geschlechterverhältnissen und einem intersektionalen feministischen Gewaltverständnis, welches geschlechtsspezifische Gewalt als Ausdruck patriarchaler Machtverhältnisse analysiert. Öffentliche Debatten über Gewalt an Frauen sowie die Rolle der Medien bei der Konstruktion gesellschaftlicher Wirklichkeit werden im Rahmen feministischer Öffentlichkeiten diskutiert.
Empirisch basiert die Arbeit auf einer qualitativen Inhaltsanalyse nach Mayring. Untersucht wurden zwei Femizid-Fälle in vier Berliner Online-Tageszeitungen. Ziel war es, durch ein deduktiv entwickeltes Kategoriensystem die strukturelle Verortung der Femizide, die Einbindung weiterer Akteur:innen sowie die Darstellung von Tätern und Betroffenen zu analysieren, welche durch induktive Kategorien erweitert wurden.
Die Analyse zeigt ein ambivalentes Bild: Während der Begriff „Femizid“ zunehmend verwendet wird und verharmlosende Begriffe abnehmen, bleibt die strukturelle Ebene oft unterbelichtet. Die Darstellung erfolgt häufig stark individualisiert, wobei Täter stärker in den Fokus rücken als Betroffene. Gesellschaftliche Ursachen oder Machtverhältnisse werden selten explizit benannt. Die Analyse deutet auf eine unkritische Reproduktion bestehender Narrative hin, häufig durch Zitate statt journalistischer Einordnung. Zudem ist die Nennung von Hilfsangeboten für Betroffene unterrepräsentiert.
Die Arbeit schließt mit der Aufforderung, journalistische Verantwortung stärker wahrzunehmen und vorhandene Handreichungen für eine gewaltsensible Berichterstattung zu nutzen. Eine breite gesellschaftliche Auseinandersetzung und eine feministische Gegenöffentlichkeit sind notwendig, um geschlechtsspezifische Gewalt strukturell zu bekämpfen. Femizide dürfen dabei nicht als Randphänomene und Einzelfälle diskutiert werden, sondern sind immer in gesellschaftlichen Strukturen zu betrachten.