Die bestehende Disparität von Geschlechtern auf Führungsetagen ist seit Jahren Teil des öffentlichen Diskurses. Eindeutige Vorteile von geschlechtlich gemischten Führungsteams sind bekannt und die Einführung diverser gesetzlicher Regelungen verdeutlicht den notwendigen Wandel bezüglich der Gleichberechtigung von Frauen und Männern in Führungspositionen. Trotz dessen zeigen aktuelle Auswertungen die vertikale Geschlechtersegregation auf Führungsebenen deutscher Unternehmen. Potenzielle Ursachen dieser Thematik wurden wissenschaftlich erforscht. Deutlich wird jedoch, dass die zwischenmenschliche Kommunikation als grundlegende Interaktion der Gesellschaft bisher kaum als mögliche Erklärung der Unterrepräsentanz von Frauen in Führungspositionen berücksichtigt wurde. Aufbauend auf diesem Sachverhalt betrachtet die vorliegende Arbeit die Auswirkungen beruflicher und privater Kommunikationserfahrungen auf die Bereitschaft von Frauen, sich für Führungspositionen zu bewerben.
Mittels Leitfadeninterviews werden vor diesem Hintergrund Kommunikationserfahrungen ermittelt, die potenziellen Einfluss auf die Führungsbereitschaft von Frauen haben. Gestützt wird die theoretische Fundierung auf der Theory of Planned Behavior nach Ajzen (1985). Anhand dieser Theorie wird die erfahrene Kommunikation hinsichtlich ihrer Wirkung auf die persönliche Einstellung, die subjektive Norm sowie die wahrgenommene Verhaltenskontrolle von Frauen bezüglich ihrer Entscheidung für eine Führungsposition untersucht. Zur Auswertung des erhobenen Datenmaterials wird eine qualitative Inhaltsanalyse durchgeführt, mittels derer die Kommunikationserfahrungen codiert und entsprechend der drei Determinanten der Verhaltensabsicht beurteilt werden.
Die Ergebnisse bestätigen die Vermutung, dass zwischenmenschliche Kommunikation entscheidende positive und negative Auswirkungen auf die Bereitschaft von Frauen hat, sich für eine Führungsposition zu bewerben. Es werden vor diesem Hintergrund explizite Quellen und Inhalte der Kommunikation benannt, die stärkenden oder schwächenden Einfluss auf die Führungsbereitschaft von Frauen haben. Die vorliegende Arbeit liefert somit einen ersten Erklärungsansatz für die Auswirkungen zwischenmenschlicher Kommunikation auf die Führungsbereitschaft von Frauen und verdeutlicht den weiterführenden Forschungsbedarf.