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Eine inhaltsanalytische Untersuchung der Klima- und Umweltberichterstattung in Zeiten von Fridays-For-Future

Die vorliegende Arbeit widmet sich der Frage, wie das Aufkommen der Fridays-For-Future-Bewegung die Berichterstattung über klima- und umweltrelevante Forschungserkenntnisse beeinflusst. Um diesen Sachverhalt zu untersuchen, wurde ein Mehrmethodendesign herangezogen: Im Rahmen einer quantitativ angelegten Datenbankrecherche wurde die Klima- und Umweltberichterstattung der Süddeutschen Zeitung sowie SZ.de und der Frankfurter Allgemeinen Zeitung sowie FAZ.net während der Weltlimakonferenz COP23 in Bonn und der Weltklimakonferenz COP25 in Madrid verglichen. Die zwei Zeitintervalle ermöglichten einen Einblick in die Klima- und Umweltberichterstattung vor und nach der Genese der Fridays-For-Future-Bewegung und ließen so Rückschlüsse über den Einfluss der Bewegung auf die Klima- und Umweltberichterstattung zu. Im Anschluss an die quantitativ angelegte Datenbankrecherche erfolgte eine qualitative Inhaltsanalyse von 15 Artikeln, die während der Weltklimakonferenz COP25 in Madrid erschienen. So konnten insgesamt sechs Frames identifiziert werden, die die Klima- und Umweltberichterstattung in Zeiten von Fridays-For-Future zumindest in Teilen beschreiben. Angelehnt an Iyengars Konzept von thematic vs. episodic frames wurde in diesem Zusammenhang auch ermittelt, ob die angewandten Frames eher als personen- oder strukturzentriert verstanden werden können.

Zentrale Ergebnisse der quantitativ angelegten Datenbankrecherche waren, dass (1) die mediale Präsenz der Themen Klima und Umwelt von der 23. zu der 25. Klimakonferenz zunahm, (2) die mediale Aufmerksamkeit für wissenschaftliche Erkenntnisse indes abnahm und (3) die Fridays-For-Future-Bewegung wissenschaftliche Erkenntnisse über Klimawandel und Umweltzerstörung eher zu verdrängen schien, statt ihnen mehr mediale Aufmerksamkeit zu verschaffen.
Die nicht-repräsentative, qualitative Inhaltsanalyse ergab, dass (1) über die Fridays-For-Future mithilfe von personalisierten Frames berichtet wird, (2) wissenschaftliche Erkenntnisse hingegen eher anhand von strukturzentrierten Frames vermittelt werden, und (3) Artikel mit Bezug zu Fridays-For-Future und wissenschaftlichen Erkenntnissen keine verdrängende Beziehung zwischen den beiden Berichterstattungsobjekten erkennen ließen, wie es die vorangegangene Datenbankrecherche vermuten ließ. Vielmehr schien ein spillover der verwendeten rhetorischen Mittel stattzufinden, was sich insbesondere in der Personalisierung von Wissenschaftler*innen niederschlug.