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Krisenkommunikation auf Twitter

Ein inhaltsanalytischer Vergleich der Tweets von Journalisten und Politikern während der Terroranschläge in Paris

Mithilfe einer quantitativen Inhaltsanalyse von Tweets, die während der Terroranschläge in Paris 2015 verbreitet wurden, wurde in der vorliegenden Arbeit der Frage nachgegangen, wie sich Politiker und Journalisten in ihrem Twitterverhalten in Krisen bezüglich Objektivität, Emotionalität und der Einhaltung traditioneller journalistischer Normen unterscheiden.

Twitter hat als Instrument der Krisenkommunikation in den letzten Jahren zunehmend an Bedeutung gewonnen; aufgrund seiner Echtzeitfähigkeit spielen sich Krisen heute nahezu live in der Öffentlichkeit ab. In früheren Arbeiten wurde der Microbloggingdienst bisher nur bezüglich jeweils einer Gruppe – Journalisten oder Politiker – untersucht. Da beide Gruppen ein wichtiges Sprachrohr in Krisen sind, schien es sinnvoll, sie zu vergleichen. Dazu wurden die Tweets der Mitglieder des deutschen Bundestags sowie der Bundespressekonferenz während und nach den Terroranschlägen gesammelt und gegenübergestellt. Die durchgeführte Untersuchung zeigt, dass Journalisten während einer Krise überwiegend sachlich berichten und Fakten formal beziehungsweise neutral darstellen. Politiker hingegen berichten eher emotional und umgangssprachlich und unterscheiden sich deutlich von der Gruppe der Journalisten.

Die Studie liefert demnach neue Erkenntnisse bezüglich der Unterschiede im Twitterverhalten von Politikern und Journalisten in Krisensituationen und kann als Ausgangspunkt für künftige Forschung in diese Richtung dienen.