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Konfliktthema Geschlecht?

Eine quantitative Inhaltsanalyse der Berichterstattung über das Selbstbestimmungsgesetz in alternativrechten und etablierten Online-Medien

In der gesellschaftlichen Auseinandersetzung mit dem Selbstbestimmungsgesetz stehen sich die im Wesentlichen von den etablierten Medien mitproduzierte Öffentlichkeit sowie die von rechtsalternativen Online-Medien getragene rechte Gegenöffentlichkeit gegenüber. Im Zentrum des Konfliktes steht die Deutungshoheit über Geschlechterverständnis und Geschlechterordnungen. Die vorliegende Arbeit untersucht die mediale Berichterstattung über das Selbstbestimmungsgesetz und Trans*geschlechtlichkeit in Deutschland.

Im Rahmen einer quantitativen Inhaltsanalyse wurden Artikel der etablierten Online-Medien taz.de, FAZ.net und Zeit Online mit Artikeln der rechtsalternativen Online-Medien Achse des Guten, Tichys Einblick und Reitschuster im Zeitraum vom 30.06.2022 bis zum 23.09.2023 verglichen, wobei die Aussagen der zu Wort kommenden Akteur*innen die Grundlage der Untersuchung bilden. Das Erkenntnisinteresse liegt dabei auf den Akteur*innen der Debatte, den ideologischen Wertekonflikten, der Art der Argumentation und der Darstellung von Trans*geschlechtlichkeit.

Die Ergebnisse zeigen, dass Akteur*innen rechtsalternativer Medien das geplante Selbstbestimmungsgesetz deutlich negativer bewerten als Akteur*innen etablierter Medien. Auch vertreten Erstere im Diskurs mehr rechte und rechtskonservative Werte, während Letztere eher für progressive Werte einstehen. Die Debatte ist in rechtsalternativen Online-Medien insgesamt moralisch und ideologisch aufgeladener, besonders lautstark erscheinen dabei Frames entlang des Cisfeminismus. Hinsichtlich der Argumentation verläuft die Debatte in alternativrechten Medien eher normativ – in etablierten Medien hingegen eher deskriptiv. Zudem wird Trans*geschlechtlichkeit in alternativrechten Medien deutlich häufiger delegitimiert als in etablierten Medien. Die Arbeit kann deutliche Unterschiede in den Diskursen der Öffentlichkeit und der rechten Gegenöffentlichkeit zum Selbstbestimmungsgesetz aufzeigen und liefert damit eine relevante Ergänzung zu bestehender Forschung.